piwik no script img

KinderschutzKranke Kinder

Zahl angezeigter Kindesmisshandlungen steigt. Viele Opfer leiden danach an psychischen Erkrankungen.

In Berlin werden mehr Fälle von Kindesmisshandlungen angezeigt. 2007 wurden 563 solcher Fälle gemeldet, sagte Heinz Jankowiak, Leiter der Abteilung "Delikte am Menschen" beim Landeskriminalamt. Das seien 14,6 Prozent mehr als im Vorjahr. "Allerdings haben die Taten nicht zwingend zugenommen. Es ist vielmehr so, dass die Menschen im Umfeld aufmerksamer geworden sind und häufiger Anzeige erstatten", so Jankowiak.

Auch die Fälle der Verletzung der Fürsorgepflicht sowie Körperverletzungen an Kindern und Jugendlichen sind im vergangenen Jahr laut Landeskriminalamt gestiegen. Die gefährliche Körperverletzung an Kindern, etwa der Angriff mit einer Waffe, hat dagegen um 9 Prozent abgenommen.

Gewalterfahrungen körperlicher, aber auch seelischer Art sind oft Ursachen für psychische Erkrankungen bei Kindern. Auch wenn die psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren abgenommen haben, warnt Oliver Bilke, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Berliner Vivantes-Klinik: "Es gibt zwar keine Steigerung der Quantität der psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen, dafür aber in der Qualität. Die Kinder, die jetzt zu uns kommen, haben nicht nur eine psychische Erkrankung, sondern oft drei, vier oder fünf."

Deshalb sei es wichtig, früh eine solche psychische Erkrankung zu erkennen. Bei so genannten "Multiproblemfamilien" sei das Risiko besonders hoch, dass Kinder psychische Erkrankungen entwickeln. Arbeitslosigkeit, eine schwierige Schulsituation und Perspektivlosigkeit führen dazu, dass bei Jugendlichen die Zukunftsorientiertheit fehlt. "Es gibt auch keine Vorbilder im Umfeld der Kinder mehr, die zeigen, dass man sich eine Zukunft erarbeiten kann. Es gibt nur irgendwelche Rapper, Shooting-Stars, die von einem Tag auf den anderen berühmt werden", erklärt Bilke. Das unterstütze depressive Tendenzen bei Jugendlichen.

Auch Kinder bis zu drei Jahren, die noch gar nicht richtig sprechen können, können schon unter psychischen Krankheiten leiden. Ihnen versuchen Bilke und sein Team mit einer Kunsttherapie zu helfen. Sie sei auch ein gutes Mittel für Jugendliche, die sich nicht richtig artikulieren können.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!