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Kindergartenkinder und SpracherwerbEin Viertel benötigt Förderung

Kinder profitieren von der Sprachförderung in den Kitas. Forscher sehen einen direkten Zusammenhang mit dem Schulerfolg. Einige Kinder brauchen besondere Hilfe.

Sprachförderung und Spielen schließen sich nicht aus. Bild: ap

LEIPZIG dpa | Etwa ein Viertel der Mädchen und Jungen im Kindergartenalter benötigt nach Expertenansicht Sprachförderung. Ein kleiner Teil der Kinder, etwa sieben Prozent, sei wegen gravierender Schwierigkeiten beim Spracherwerb therapiebedürftig, sagte Christian Glück, Professor für Sprachbehindertenpädagogik an der Universität Leipzig, am Freitag. Den meisten Betroffenen, etwa Kinder aus bildungsfernen Schichten oder deren Muttersprache nicht Deutsch ist, könne die Sprachförderung in Kitas helfen.

„Sprachförderung ist sinnvoll und notwendig, weil Sprache entscheidend mit zum Schulerfolg beiträgt“, sagte Glück. Die Uni Leipzig veranstaltete am Freitag ein Symposium zur Sprachförderung.

Sprachförderung in Kitas sei nicht nur Reden, sondern auch Zuhören und eine einfühlsame Beziehung zwischen Erzieherin und Kindern. Diese Verbindung sei wichtig für den Vorbildstatus der Erwachsenen. Die Förderer sollten „einfach nebenbei in der Situation ein Modell geben, die Äußerungen der Kinder aufgreifen, korrekt wiederholen und inhaltlich erweitern“, sagte Glück, aber „nicht mit dem erhobenen Zeigefinger“.

Inhaltlich sollten die Förderangebote den Interessen der Kinder entsprechen, aber auch Themen wie den menschlichen Körper, Naturwissenschaften oder Schrift und Zahlen aufgreifen. „Natürlich muss Sprache auch Spaß machen“, sagte Glück. Das gehe durch Spiele mit Wörtern, Liedern oder Gedichten.

Trotz einer Vielzahl an Sprachförderprogrammen für Kitas ist Glück nicht der Meinung, dass es einheitliche Vorgaben geben sollte. Er sagte: „Ein Kindergarten ist ein lebendiger Organismus und der nimmt nur das an, was zu ihm passt.“

Eltern könnten die Sprache ihrer Kinder fördern, indem sie ihnen Zugang zu neuen Themen ermöglichen und sie als Verhandlungspartner im Familienleben sehen.

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10 Kommentare

 / 
  • WB
    Wolfgang Banse

    Zum obigen Artikel hatte ich einen Kommentar verfasst,dieser ist jedoch nicht sichtar.

    Kinder sind unserer Zukunft,was den Standort Desutschland anbetrifft,Sprachförderung sollte all die jenigen erhalten,die Sprachauffälligkeiten besitzen

  • SV
    so viele Gründe

    es könnte auch sein, dass durch verstärkten wirtschaftlichen Druck auf Familien, vermehrt familiäre Verelendung entsteht.

    Durch Geld oder Zeitmangel, aber auch durch Mangel an gesellschaftlicher Teilhabe ein stätiger Abbau der Beziehungsfähigkeit generiert wird.

     

    Durch Gentrifizierung sich diese Probleme in einer Großstadt potenzieren.

    Durch immer höheren Erwebsdruck Familien zerreißen und die Zuspitzung all dieser Zumutungen sich in der Sprachlosigkeit der Kinder zeigen.

     

    Immerhin nimmt die Zahl der armen Kinder in der Hauptstadt der Alleinerziehenden immer mehr zu.

     

    Sprache ist in Beziehungtreten.

    Wo keine guten Beziehungen mehr gelebt werden können, degeneriert die Sprache.

     

    Es können so viele Gründe sein.

    Aber sie zeigen den Kindern geht es nicht gut.

  • G
    Guido

    @Jan E - die Kita-Gruppe könnten einfach so voll und die Förderbedingungen so schlecht sein, dass die Förderung nicht das liefert, was eine gute Förderung mit kleinen Gruppüen und ausreichend qualifizierten Leuten liefern kann - die werden doch in Berlin auch die Gruppen von 20-25 Kindern haben - und einen hohen Krankenstand - und dann ist mehr als Aufbewahrung auch dann nicht drin, wenn man es Förderung nennt und etwas besser ausstattet - wäre das eine Erklärung?

    Brauchen diese Kinder mehr Fachleute und kleinere Gruppen?

  • JE
    Jan Engelstädter

    Ob die Sprachförderung in den Kitas tatsächlich hilft, ist zumindest nach den Berliner Daten durchaus unklar. Die jährlich vom MdA Ö. Mutlu abgefragten Ergebnisse der Sprachstandserhebung zeigten für 2010, daß fast genau die Hälfte der Kinder mit Sprachförderbedarf (d.h. Beherrschung der dt. Sprache auf einem Niveau, das nicht zur Beschulung reicht) seit mindestens zwei Jahren eine Kita o.ä. besuchten, knapp ein Sechstel sogar seit mehr als drei Jahren.

     

    2011 stiegen beide Anteile leicht auf zusammen mehr als die Hälfte, der der Kinder mit mindestens dreijähriger Förderung dabei stärker.

    Für 2012 habe ich leider keine genauen Zahlen gefunden, das Zitat aus dem Berliner "Tagesspiegel" ist aber eindeutig: "Die Sprachfähigkeiten der Berliner Kitakinder stagnieren. Trotz immenser Landesinvestitionen in den kostenlosen Kitabesuch und trotz des Bildungsprogramms für die Kindertagesstätten stellt sich kein sichtbarer Erfolg ein. Dies ist das Ergebnis der jüngsten Sprachstandsfeststellung bei knapp 30 000 Kindern im Jahr vor ihrer Einschulung. Jedes sechste Kind hat Defizite beim Sprechen – zum Großteil trotz jahrelangen Kitabesuchs."

     

    Daß die Sprachförderung schadet, behauptet ja niemand - aber in Teilen ist sie offenbar wirkungslos.

  • G
    Guido

    Danke den früheren Kommentierenden -

    das ist doch klar - wie soll ein Kind ohne Sprachkompetenz in einer Schule mitkommen?

    Wenn man die Bildung aller Menschen in Deutschland fördern wollte (will man das wirklich?), dann müßten alle Kinder in eine gute Kita mit kleinen Gruppen, um dort Sprache und Sozialverhalten und und .. zu lernen.

    Wieso das nicht passiert?

    Bildung wird als Privatsache gesehen und ist im Übrigen zu teuer. Ausgerechnet unsere Zukunft ist unseren Bonz/inn/en zu teuer - das ist kaum zu verstehen.

    Kita-Leute - kämpft. Für mehr Geld und bessere Bedingungen. Sonst wird es nie besser.

  • C
    Claudi

    Sprache fördern ist richtig, dann müssen aber auch die Eltern daheim mit ihren Kindern deutsch sprechen.

     

    Hinzu kommt, das viele nicht deutschsprachige Eltern sich schon dahingehend geäußert haben, das ihre Kinder zwangsgermanisiert werden würden, was sie nicht wollen. Aber wenn die Eltern und ihre Kinder hier leben, müssen sie auch da eingelernt werden, was deutsche "Kultur" ist, damit ihre Kinder klar kommen können.

     

    Die Kultur der nicht deutschen Eltern, müssen die Eltern übernehmen den Kindern näher zu bringen. Man kann nicht erwarten, das wir uns deren Kultur anpassen.

  • C
    Christian

    Naja, wenn die die Therapie nicht kriegen, können sie später immer noch Kommentare bei Youtube posten.

  • C
    chris

    Was sind die Ursachen?

     

    Wieso nicht an diese ran gehen?

     

    Wieso statt dessen die Gemeinschaft, die Kitas und nicht zuletzt die betroffenen Kinder mit Maßnahmen belasten, wenn man den Spracherwerb in der Familie ganz privat fördern könnte?

     

    Und statt einer Analyse kommt der schräge letzte Absatz:

     

    "Eltern könnten die Sprache ihrer Kinder fördern, indem sie ihnen Zugang zu neuen Themen ermöglichen und sie als Verhandlungspartner im Familienleben sehen."

     

    Was soll das denn heißen? Vielleicht schlichtweg dass man mit den Kindern sprechen sollte, statt sie vor SuperRTL oder KIKA oder anderem Müll ab Kleinkindalter aufwachsen zu lassen?

     

    Ach, TAZ, was wäre es fein, wenn man das verdruckste und verschwurbelte Drumherumschreiben lassen würde, Gründe benennt, nach Lösungen schaut, statt den Betroffenen (hier mal wieder Kinder) nicht erst nach dem Fall ins Wasser einen oftmals schlecht helfenden Rettungsring zuwerfen würde

     

    So wird es für die Gesamtheit dieser vielen (immerhin 25% im Text) Kinder nichts, wenn es auch für einige spät und ausserhäusig Unterstützung bietet.

  • A
    anke

    Vielleicht sind derartige Einsichten ja nicht nur hilfreich im Umgang mit 3-Jährigen, sondern auch die Lösung für das Problem mit den "schwer erziehbaren" Jugendlichen, wie sie u.A. in der Haasenburg und in deutschen Amtsstuben verwahrt werden.

     

    Diese jungen Menschen sind keine "unbeschriebenen Blätter" mehr. Sie haben aus vorangegangenen Fehlversuchen ihrer Erziehungsberechtigten jede Menge "dumme Angewohnheiten" mitgenommen, die überwunden werden müssen, wenn sie glücklich werden wollen. Aber immerhin sind sie noch "lebendiger Organismus" genug um "anzunehmen, was zu ihnen passt". Sollte es den "Erziehern" also gelingt, das Bedürfnis der Jugendlichen nach positiver Entwicklung über die eigenen, kurzfristig gewiss drängenden Bedürfnisse nach Arbeitsplatzsicherung, Frustabbau und Kontrolle zu stellen, kann die "Wieder"-Eingliederung vermutlich gelingen. Selbst unter erschwerten Bedingungen. Vielleicht nicht in jedem einzelnen Fall, aber doch in den allermeisten Fällen.

     

    Fest steht jedenfalls, dass nicht nur die Sprache durch Zugang zu neuen, bisher gar nicht oder nicht ausreichend bearbeiteten "Themen" gefördert werden kann. Auch andere soziale Kompetenzen lassen sich so entwickeln. Im Falle der Haasenburg-Insassen wurde die Themen Macht und Unterwerfung jedenfalls schon im Übermaß behandelt. Dass durch eine Vertiefung und Intensivierung der bisher gemachten Erfahrungen eine Verhaltensänderung ausgelöst werden kann, ist unwahrscheinlich. Neue Verhaltensweisen werden allenfalls im Zusammenhang mit neuen Erfahrungen entstehen. Und erst, wenn neue Gleise gelegt sind im Gehirn, werden alte stillgelegt.

     

    Nein, es müssen nicht unbedingt die Eltern sein, die Türen öffnen. In Einzelfällen taugt selbst Iron Maiden als Portier. Wichtig ist die Bereitschaft, darauf zu vertrauen, dass Menschen fühlen können, was ihnen (und denen, die sie mögen) gut tut. Alles andere macht der "Organismus" dann schon allein.

  • SG
    Schmidt Georg

    jaja, die Experten, einfach mal das neue Kinderförderungsgesetz in Hessen anschaun-in deutschen Kitas oder die deutschen kitas sind reine Aufbewahrungsanstalten-was sich das die Experten wieder mal aus den Fingern saugen-man kann nicht mal drüber lachen!

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