Kinder fragen, die taz antwortet: Wieso gibt es Handball und Fußball, aber keinen Arschball?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Tamo Maximilian, 9 Jahre alt.
Die Vorstellung, einen Ball nicht mit Füßen, Händen oder dem Kopf über ein Spielfeld zu bewegen, sondern mit dem Po, ist ziemlich lustig. Das ginge ja nur, wenn die Spieler*innen gebückt laufen würden und den Ball rückwärts abprallen ließen. Das sähe bestimmt witzig aus. Wie aber würde der Ball überhaupt erst in die Luft kommen? Und wie kriegt man ihn wieder nach oben, wenn er mal auf den Boden fällt? Man kann ja mit dem Po nicht gut greifen und erst recht nicht treten oder werfen.
Das dürfte ein Grund sein, warum Fußball und Handball so verbreitet sind, nicht aber Arschball. Und doch ist die Antwort auf deine Frage komplizierter. Schaut man in die Geschichte, dann stellt man fest, dass andere vor langer Zeit auf eine ähnliche Idee gekommen sind wie du.
Der moderne Fußball, wie wir ihn heute kennen, ist in England entstanden. Viele Jahrhunderte davor haben aber bereits die Menschen im heutigen Mittelamerika mit Bällen gespielt, die sie aus dem Harz von Bäumen fertigten. Diese Kautschukbälle waren schwer und hüpften, wenn sie runterfielen. Man weiß das, weil man Abbildungen von dem Ballspiel gefunden hat und viele steinerne Stätten, in denen es gespielt wurde. Auch Spanier, die Mittelamerika vor ungefähr 500 Jahren eroberten, berichteten von dem Spiel. Demnach gab es zwei Mannschaften, die gegeneinander antraten. Der Ball durfte mit den Hüften, mit den Schultern und auch mal mit dem Oberschenkel gespielt werden, nicht aber mit Händen oder Füßen. Am wichtigsten waren die Hüften.
Das ist nicht ganz Arschball, aber schon ziemlich nah dran, oder? Auch im heutigen Mexiko wird das Spiel mitunter wieder so gespielt, als Erinnerung an damals. Auf Videos kann man sehen, dass der Ball zu Beginn geworfen und dann mit der Hüfte weggestoßen wird. Die Spieler*innen müssen ganz schön beweglich sein und schnell in die Knie gehen, um möglichst unter den Ball zu kommen und ihn schwungvoll abprallen zu lassen.
In Mesoamerika, dem damaligen Mittelamerika, waren die Ballspiele ein Ritual. Die Regeln unterschieden sich von Region zu Region. Mancherorts endeten die Partien auch mit Menschenopfern. Das ist gruselig, oder? Ballspiele sind auch heute für viele Fans eine Art Kult. Aber um Leben und Tod geht es zum Glück nicht wirklich, und am Ende stirbt höchstens die Hoffnung.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt