Kinder fragen, die taz antwortet: Warum hört man auf zu wachsen?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine davon. Diese Frage kommt von Kilian, 11 Jahre.
Ich erinnere mich, wie ich als Kind an der Achterbahn stand und hoffte, groß genug zu sein, um mitfahren zu können. Irgendwann war das dann kein Thema mehr – weil ich noch gewachsen war. Als die Striche am Türrahmen auf 1,75 Meter geklettert waren, habe ich meine „optimale Endlänge“ erreicht, wie Klemens Raile sagt. Er ist Endokrinologe und kennt sich mit Wachstum bei Kindern gut aus. „Eigentlich“, sagt er, „hört der Mensch auf zu wachsen, wenn er die Größe erreicht hat, mit der er gut in der Welt zurechtkommt.“ Denn schon immer habe sich die Größe der Menschen an die Umwelt angepasst, in der sie leben.
Bevor der Mensch aufhört zu wachsen, durchläuft er verschiedene Phasen. Am schnellsten wächst ein Mensch in den letzten drei Monaten im Bauch der Mutter. „Säuglinge wachsen vor allem über die Nahrung“, erklärt Klemens Raile am Telefon.
Vom ersten bis etwa zwölften Lebensjahr schieben dann drei Faktoren das Wachsen an: Das Wachstumshormon, das Hormon Insulin und die Ernährung. Erst nach der Pubertät ist man ausgewachsen. Allerdings fängt die bei allen ganz verschieden früh an und dauert nicht gleich lang. Kommt sie früh, ist man auch früher ausgewachsen.
Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.
Manche Kinder, die spät in die Pubertät kommen, erleben sich als zu klein. Ihr Wachstum ist langsamer, weil der Schub, den die Pubertät bringt, später kommt. „Biologisch ist das gar nicht schlecht, weil der Körper dann später altert“, sagt Klemens Raile.
Aber wie wächst man überhaupt? Um das zu verstehen, muss man sich die Knochen anschauen. Bei Babys sind diese weich, sind Knorpel, die beim Heranwachsen verknöchern. Wobei dieser Prozess immer auch von der Art des Knochens abhängt. Lange Knochen wie Oberschenkel oder Oberarme sind wie eine Röhre gebaut und haben einen Knorpelkern. An beiden Enden der Knochen gibt es eine Knorpelschicht, die man Wachstumsfuge nennt und die es ermöglicht, dass der Knochen in die Länge wächst. Diese Fugen verschließen sich am Ende der Pubertät. Damit hört das Wachstum auf.
Kinder werden Erwachsene, wenn sie nicht mehr wachsen. Jeder in seinem Tempo. Und nach der genetischen Anlage, die er durch seine Vorfahren mitbringt. Eigentlich, sagt Klemens Raile lachend, hören Erwachsene auf zu wachsen, damit die Kinder sie einholen können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden
Krieg in der Ukraine
USA will Ukraine Anti-Personen-Minen liefern