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Keine Volksvertretung ohne Frauen

betr.: „Der erste große Ratschlag“, taz vom 26. 10. 01

Der erste große Ratschlag – es klingt, als könnten wir nun Hoffnung schöpfen, dass sich in Afghanistan eine politische Elite zu formieren beginnt, die die Interessen der Bevölkerung zu vertreten gewillt ist. Wer, wenn nicht dieser versammelte Volkswille, sollte für die Post-Taliban-Ära aufgebaut werden, zumal die USA kein politisches Konzept haben und die UNO sich auch nicht voller Eifer auf diese Aufgabe stürzt?

Ein Foto zeigt die Versammlung (ich gehe davon aus, dass es sich nicht um ein Archivbild handelt), und es zeigt eine Menge Männer, die sich im Outfit wenig von den Taliban und von der Nordallianz unterscheiden. Es zeigt keine Frauen. Der Artikel wiederum erwähnt auch keine Frauen, sondern die vielen Volksgruppen, die es zu einen gilt. In Wiederholung zahlreicher afghanischer Frauenorganisationen möchte ich darauf hinweisen: Wenn die afghanischen Frauen keine Rolle in der neuen politischen Ordnung Afghanistans spielen, dann kann nicht von einer legitimen Volksvertretung gesprochen werden. Friede in Afghanistan bedeutet neben dem Ende aller Kriegshandlungen vor allem, für Frauen wieder ein Leben in Menschenwürde und Selbstbestimmung zu ermöglichen. Ob die Versammlung darüber beratschlagt hat? Falls nicht – was zu vermuten ist –, dann befinden sie sich zumindest in prominenter internationaler Gesellschaft.

SUSANNE ZWINGEL, Bochum

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