: Keine Linie ohne Leit
■ Stadtentwicklungskonzept für Hamburg noch rasch vor der Bezirksreform erbaut
Thomas Mirow, Senator für Stadtentwicklung und Ausge-fuchstheit (SPD), hat die planerischen Weichen geschickt gestellt: Wenige Monate vor Inkrafttreten der Verwaltungsreform, die den Bezirken weitgehende Autonomie bei Bau- und Planverfahren zusichert und den Einfluß der Stadtentwicklungsbehörde reduziert, ließ Mirow gestern verbindliche Leitlinien beschließen. Und die werden die Standorte für Wohnungsbau, Art der Gewerbeansiedlung und Stellenwert der Grünflächenpolitik der kommenden fünfzehn Jahre maßgeblich bestimmen.
Das „Stadtentwicklungskonzept für Hamburg“, frohlockte der Senator, setze „inhaltliche und methodische Maßstäbe“, die weit über das Wahljahr 1997 hinaus gelten würden. Die konkrete Umsetzung überlasse er gern den Bezirken, denn: „Ich wollte vermeiden, Konflikte auf Vorrat zu lösen.“
Der Schwerpunkt künftiger Stadtentwicklung liegt im sparsamen Umgang mit Flächen: Neuer Wohnraum soll möglichst durch „innere Verdichtung“, also durch Baulückenschließung und Häuseraufstockung, entstehen. Das „Potential, auf diese Weise bis 2010 rund 60.000 zusätzliche Wohnungen zu schaffen“, sei vorhanden, räumte der Senator ein; als Ziel ließ er es aber nicht festschreiben. Auch die Überplanung der Stadtteile Francop und Moorburg überläßt das Konzept anderen. Zur Begründung heißt es: „Wir können nicht geltendes Hafengesetz brechen.“ Danach sind die Süderelb-Dörfer mittelfristig im Hafen zu versenken.
Entwicklungspotentiale gäbe es hingegen am nördlichen Hafenrand (“Perlenkette“), in der City-Süd, entlang der südöstlichen Verkehrsachse (Allermöhe, Billwerder), im geplanten Ortszentrum Bahrenfeld, Harburger Binnenhafen, Volksparkstadion (Arena) und auf Flächen stillgelegter Militärkasernen.
Großer Wert wird auf das Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten gelegt, womit Mirow – Handelskammer und Wirtschaftsbosse schreien auf – die Vorentscheidung trifft, daß künftig zwar Medien- und Fertigungsbetriebe mit hoher Wertschöpfung, nicht aber flächenfressende oder stark immissionierende Industrie in Hamburg erwünscht sind. Heike Haarhoff
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