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Keine Box unterm Baum

■ Bertelsmann/Kirch beugen sich nun der EU-Kommission: Premiere jetzt ohne d-Box

Hamburg (taz/rtr/AFP/dpa) – Sie hatten den Drohungen aus Brüssel nicht so richtig Glauben schenken wollen. Doch am Ende mußten die Medienkonzerne Bertelsmann und Kirch gegenüber der EU-Kommission einlenken: Sie müssen die Vermarktung des Digitaldecoders d-Box sofort einstellen. Am Samstag begann Bertelsmann endlich mit der Umsetzung des Verdikts, am Montag abend unterschrieben die Konzernvertreter in Brüssel eine entsprechende Zusicherung. Damit ist der Versuch gescheitert, schon vor einer Entscheidung der EU-Wettbewerbsaufsicht über das Fusionsvorhaben der beiden im Digitalgeschäft die d-Box als Standard des künftigen Fernsehens zu etablieren. Durch den Verkaufsstopp ausgerechnet im Weihnachtsgeschäft befürchtet Bertelsmann einen Schaden von 150 Millionen Mark.

„Wir hoffen, daß das Genehmigungsverfahren nun ohne Verzögerung bearbeitet werden kann“, sagte Ferdinand Kayser, der Chef des beiden Konzernen gehörenden Pay-TVs Premiere, das die Box einsetzte. Im Handel befindliche d-Boxen und die angeblich gut 100.000 bestehenden Abonnements von Premiere Digital können aber weiterlaufen.

Die Einstellung der Vermarktung war von der EU-Kommission im November unter Strafandrohung verlangt worden. In der Kommission zeigte man sich zufrieden mit der Übereinkunft. Brüssel habe jetzt die verbindliche Zusage, erklärte die Kommission. Inzwischen habe die Kommission auch beschlossen, das Vollzugsverbot für die Pläne bis zum Abschluß des Verfahrens zu verlängern, so die Kommission. Nun sei aber nicht mehr zu befürchten, daß sich die d-Box vor Abschluß des Prüfungsverfahrens als faktischer digitaler Standard für den deutschen Markt etabliere.

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