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Kahlschlag in SchulenKeine Bange, Herr Lange

So einsam war schon lange kein Hamburger Behördenchef mehr. Mit eisernem Besen fegt der Schulsenator durch das, was ihn die Altlast sozialdemokratischer Ideologen dünkt. Und übersieht dabei zweierlei geflissentlich: Er ist nicht mehr auf dem Kasernenhof, und von ideologischer Blindheit ist niemand anders als er selbst geschlagen.

Kommentarvon SVEN-MICHAEL VEIT

Die mahnenden Worte der Erziehungswissenschaftler an der Hamburger Uni sind an Deutlichkeit kaum zu überbieten; das interne Schreiben an die Gesamtschulleitungen ist ein kaum kaschierter Offenbarungseid. Die Kritik, die da geäußert wird, ist rein fachlich begründet. Und sie ist vernichtend.

Die neue Hamburger Schulpolitik erschöpft sich in Armutszeugnissen, die sich der Senator selbst ausstellt. Er mag ja der Ansicht sein, dass Gesamtschulen abgeschafft werden müssen. Dann sollte er das offen aussprechen, begründen und in der Debatte seine Meinung prüfen, zum Beispiel mit der zuständigen Abteilung seines Hauses. Mit der aber hat er noch kein Wort gewechselt.

Stattdessen bläst er zum letzten als „Bildungsoffensive“ getarnten Gefecht: Die Schleifung auch der letzten Bastionen einer pädagogisch bewährten Schulstruktur, die selbst die Rotstift-Senate der 90er Jahre nicht vollkommen kaputtsparen mochten. Skrupel, die dem Admiral vom Kahlschlag-Regiment offenbar fremd sind.

Aber keine Bange, Herr Lange. Viel Feind‘, viel Ehr‘, heißt es doch in Ihrem erlernten Beruf. Oder hieß das verbrannte Erde?

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