piwik no script img

Kein geläuterter Exnazi

betr.: „Wie böse ist Onkel Bert?“ von Anne Hahn, (Streit auf Berliner Lesebühnen), taz vom 14. 10. 02

1. Anne Hahn schreibt, Jegor Letow habe „der russischen Nationalbolschewistischen Pratei (NBP) den Rücken gekehrt“. Damit wird Letow als geläuterter Exnazi dargestellt. Das Gegenteil ist der Fall. Letow schildert in seinem Buch „Ja ne verju v Anarchiju“, dass ihm die Partei nicht ernst genug sei, er wolle nicht nur provozieren, sondern handeln. Noch im Mai bemerkt er in einem Limonka-Interview zu seinen ehemaligen Parteifreunden: „Wir kämpfen für dieselbe Sache, an verschiedenen Abschnitten einer Front!“ Auf beide Quellen wurde auch bei der Veranstaltung hingewiesen.

2. Anne Hahn schreibt des Weiteren, ich hätte Letows Gedichte für „schön“ befunden. Auch das ist falsch. Zu Bert Papenfuß’ Versuch, Letows politische Ansichten mit der (äußerst zweifelhaften) Qualität seiner Lyrik zu entschuldigen, erwähnte ich lediglich, dass es für eine politische Einschätzung keine Rolle spiele, ob die Gedichte schön seien oder nicht. In diesem Zusammenhang erwähnte ich dann auch Gottfried Benn, ohne dessen Gedichte jedoch irgendwie mit denen Letows vergleichen zu wollen.

Darüber hinaus habe ich mich über die – augenscheinlich um Objektivität bemühte – Berichterstattung Anne Hahns gefreut.

MARKUS M. LISKE, club existentialiste

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen