politiker: Kein Senat der Herzen
Lady Di hätte es vielleicht geschafft: sich sparend die Herzen der Berliner zu erobern. Doch Lady Di ist tot, und auch Klaus Wowereit hat es bislang nur zu einem Stöckelschuh gebracht. Womit wir beim Thema wären.
Kommentar von UWE RADA
Klaus Wowereit ist zwar immer noch der beliebteste Berliner Politiker, aber er ist nicht mehr wirklich beliebt. Nur noch 0,8 auf der Forsa-Skala, das gibt zu denken. Vor allem aber gibt es einen Vorgeschmack.
Abwicklung des Uniklinikums Benjamin Franklin, Bäderschließungen, Mehrarbeit im öffentlichen Dienst – das alles war erst der Anfang. Wie Perlen auf einer Kette werden sich in den nächsten Jahren Sparbeschlüsse und Demos vor dem Roten Rathaus aufreihen. Und die Talfahrt von Wowereit, Gysi und Co wird, wenn nicht ein Wunder geschieht, weitergehen.
Das Beruhigende daran ist nur: Auch die Opposition macht keinen Boden gut. Vielleicht ist das Gedächnis der Berliner in Sachen Bankenskandal doch langlebiger, als von vielen geglaubt. Doch das könnte sich bald ändern, wenn Christoph Stölzl die CDU-Geschäfte übernimmt. Denn der könnte tatsächlich den Neuanfang der Berliner Christdemokraten verkaufen.
Rot-Rot sollte deshalb etwas anderes einfallen als das bloße Verkünden schlechter Nachrichten. Das aber kann nur gelingen, wenn man die Berliner immer wieder erinnert, wer für das ganze Debakel verantwortlich war.
Mit markigen Sprüchen wie denen von Thilo Sarrazin zum Milliardenloch bei der Bankgesellschaft („So ist das Geschäftsleben“) und kruden Vergleichen („Edzard Reuter hat mehr Milliarden Euro Kapital vernichtet“) wird das nicht gehen. Für Daimler stehen nämlich die Aktionäre grade, für die Bankgesellschaft wir alle.
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