: Kein Licht für Bihac
■ Stummer Protest gegen hilflose deutsche Bosnien-Politik
Zwölf Menschen standen gestern abend vor dem Bremer Ratshaus mit Kerzen in den Händen. „Gibt es hier auch Punsch?“, fragte eine Frau im Vorbeigehen. Nein, kein Punsch. Die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ hatte zu der Aktion „Ein Licht für Bihac“ aufgerufen - bundesweit. „Wir kommen im stummen Protest. Wir prangern den Verrat Europas an unschuldigen Menschen an“, heißt es in dem Aufruf. Verloren sah die Gruppe inmitten des Weihnachtsmarkt-Gewühles aus.
Auch einige bosnische Flüchtlinge standen da. Woher soll das Licht für Bihac kommen? „Wenn Sie mich fragen - natürlich ist eine militärische Aktion notwendig“, sagt einer von ihnen. Er lebt seit über zwei Jahren in Bremen, hat fließend deutsch gelernt, studiert an der Uni. „Nicht Nato-Bodentruppen sind erforderlich“, sagt der bosnische Student, „sondern Aufhebung des Waffenembargos und Luftangriffe auf die Stellungen der serbischen Artillerie.“ Aber er glaubt selbst nicht daran: „Deutschland ist politisch eine Null, in Bezug auf Bosnien, leider“. Die Engländer würden die europäische Politik proserbisch bestimmen. Und was erwartet er von Carter? „Nichts. Eine politische Show. In den USA kriegt er vielleicht einen Nobelpreis, aber von Karadzic kriegt er nichts.“ K.W.
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