■ Standbild: Kaum fröhlich
„10 vor 11: Christoph Schlingensief zu Besuch bei Helge Schneider“, Mo., 23 Uhr, RTL
In der Mühlheimer Mansardenwohnung steht ein Weihnachtsbaum. Harsch legt der Hausherr Hand an die Klampfe und erzählt, wie das so ist mit Bühne („direkt das Abenteuer“), Beruf („Dekorateur ist scheiße – da mußte ich immer nur Gardinen aufhängen“) und Erfolg („Was soll sich so einer noch wünschen?“). Auch im Gespräch mit seinem Mühlheimer Mitbürger Christoph Schlingensief ließ sich Helge Schneider nicht aus der Fassung bringen. Die Sendung, Marke „unmasked“, zeigte ihn zwar ohne Hornbrille und das schmierig-windschiefe Grinsen, doch ansonsten wirkte die „Kulturmagazin“- Abfilmerei von Walter Lenertz wie eine Satire auf offene Kanäle und anbiedernde Star-Prostitution im TV. Für Schlingensief, den Meister des hysterischen Realismus („Kühnen '94 – Bring mit den Kopf von Adolf Hitler“), zog Schneider eine nette kleine Reality-Show ab. Nix Persönliches, aber kumpelhaft-vertraulich.
Und so lieferte der Matador im Stierkampf schlichter Sentimentalitäten seine Fans einmal mehr ihren eigenen trivialen Erwartungen aus – und wurde dabei nur vom Haus-Sender RTL übertroffen: Wie lieblos nämlich dieses „10 vor 11“-Magazin“ verkauft wurde, das war bittere Realsatire. Weihnachten war in Köln erst Ende März und die Ankündigung vom gemeinsamen Gesang der beiden Entertainer-Contras ein bloßer Media-Hype. Schlingensief hockte nur da und lauschte Schneiders Unplugged-Performance – „Oh, du fröhliche...“ Dieter Deul
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