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Katholiken protestieren

■ Straßenschlachten in Nordirland

Belfast (taz/dpa) – Nach dem Zurückweichen der nordirischen Polizei vor protestantischen Demonstranten in Portadown am Donnerstag gehen jetzt empörte Katholiken auf die Straße. Während die protestantischen Festmärsche zur Feier einer Schlacht aus dem Jahr 1690 gestern allesamt friedlich abliefen, gab es Straßenschlachten zwischen katholischen Jugendlichen und der Polizei. In Derry setzte die Polizei Plastikgeschosse ein, nachdem sie nach eigenen Angaben so schwer angegriffen wurde wie nie zuvor. Mindestens zweimal wurden in der Nacht Polizisten mit scharfer Munition beschossen – die ersten derartigen Zwischenfälle seit August 1994. Vereinzelt wurden auch protestantische Familien in ihren Häusern attackiert. In einigen Gebieten einigten sich Katholiken und Protestantenorden auf Umleitungen der Marschroute. Die nordirische Polizei verteidigte derweil ihre Entscheidung vom Donnerstag, den umstrittenen Protestantenmarsch durch ein katholisches Viertel von Portadown zuzulassen. „Ich stand vor der Möglichkeit, daß Zehntausende Orangeisten Tausenden von Polizisten und Soldaten gegenüberstehen“, sagte Polizeichef Hugh Annesley. „Ich war nicht bereit, ein einziges Menschenleben aufs Spiel zu setzen, bloß um den Marsch umzuleiten.“ Die britische Zeitung Independent berichtete, die Marscherlaubnis sei auf politischen Druck hin erfolgt. Dies wies der britische Nordirlandminister Patrick Mayhew bei einer erregten Debatte im Londoner Unterhaus zurück. Irlands Premierminister John Bruton hatte am Donnerstag abend gegen die Marscherlaubnis protestiert. Der britische Premier John Major sagte, „beide Seiten“ seien für das „Rabaukentum“ in Nordirland verantwortlich. D.J. Seiten 3 und 10

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