Katar und seine Opfer (8): Wie Ruth hintergangen worden ist

Nach harten Monaten als moderne Sklavin in Katar gelingt der Kenianerin endlich die Flucht. Heute stehe sie auf einer Schwarzen Liste, vermutet sie.

Symbol-Illustration eines weiblichen Kopfes

Illustration: taz

Als Ruth nach Katar geht, sieht sie keine andere Wahl mehr. Die Kenianerin, die zum Schutz ihrer Identität nicht ihren vollen Namen nennen möchte, erzählt der taz, dass sie trotz ihres Diploms als Hotelmanagerin in Kenia keine Arbeit bekam. „Es gibt viel Korruption. Die Jobs kriegen Leute, die gar kein Diplom haben.“

In Katar scheint zunächst alles besser. Sie bekommt ein direktes Engagement in einer Familie, das eine Freundin ihr vermittelt hat. Die Familie ist nett zu Ruth. Sie bekommt ein Schlafzimmer, das sie sich mit zwei Dienstmädchen teilt, Essen und Kleidung. „Eine Weile war es die allerbeste Erfahrung.“ Die Abmachung lautet: Sie soll in Katar ihren Führerschein machen und dann Fahrerin der Familie werden. Zuvor soll sie als Hausangestellte arbeiten.

Doch sobald Ruth den Führerschein hat, kippt die Stimmung: Plötzlich soll sie beide Tätigkeiten leisten. Sie beschwert sich. Aber an eine offizielle Stelle kann sie sich nicht wenden, denn sie hat ja keinen Vertrag. Da findet sie heraus, dass sie von Anfang an hintergangen worden ist. In ihrem Visum steht: Hausangestellte. „Das wusste ich nicht, ich konnte kein Arabisch lesen.“

Drei Monate quält sich Ruth mit der doppelten Arbeit. Dann sagt sie dem Sponsor, dass sie zurück nach Kenia möchte. Doch der weigert sich, ihr den Rückflug zu zahlen. Er versucht, sie mit einem Strafzettel vom Autofahren zu erpressen. Erst, als Ruth die Strafe selbst zahlt, bezahlt der Sponsor schließlich die Rückreise.

Auf diese Erfahrung folgt eine noch schlimmere am Golf. 2022 arbeitet Ruth zweieinhalb Monate als Sklavin in Dubai. Im Büro einer Agentur sitzt sie auf Abruf, aber meistens gibt es gar keine Arbeit. Ruth will nach Hause zurückkehren, doch die Agentur behält ihren Pass ein. Erst mit Hilfe der Polizei erhält sie nach langem Kampf ihr Dokument zurück und kann heimkehren. Heute ist Ruth wieder arbeitslos in Kenia. Und versucht erfolglos, einen neuen Job am Golf zu finden. Sie vermutet, auf einer schwarzen Liste zu stehen. Und während der WM vergebe Katar sowieso keine Visa an kenianische Frauen. „Die Kenianerinnen machen ihnen zu viel Ärger.“

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