Kassels Weltkulturerbe: Bergpark Wilhelmshöhe geadelt
Ganze 981 Stätten stehen auf der Welt- und Naturerlebeliste der Unesco. Kassels Bergpark ist seit Kurzem eine davon.
Der Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel ist von der Unesco in die Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen worden. Das Welterbekomitee würdigte bei seiner Jahrestagung in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh die Anlage als „einzigartiges barockes Gesamtkunstwerk aus Kunst, Technik und Architektur“.
Ab 1696 wurde im Grunde kontinuierlich an dem Ensemble gearbeitet, das unterhalb einer Herkulesstatue auf einem als „Riesenschloss“ angelegten Oktogon auch die künstliche Ruine der Löwenburg sowie ein ausgeklügeltes Wasserfallsystem umfasst, in dem bis zu 750.000 Liter Wasser über mehrere Kaskaden 80 Meter bergab geleitet werden, um in der großen, 50 Meter hohen Fontäne zu enden – unweit von Schloss Wilhelmshöhe mit seinen bedeutenden Sammlungen.
Der Park gilt auch deshalb als „einzigartiges Beispiel des europäischen Absolutismus“, weil er als Hybrid der Gartenbaukunst verschiedener Epochen tatsächlich einmalig ist. Die Anlage vereint Merkmale italienischer Gärten des Barock mit französischen Parks derselben Epoche – wobei die Gärten nie so gewaltig und die Parks nur in der Ebene angelegt waren.
In seinem unteren Bereich erinnert der Bergpark eher an englische Landschaftsgärten, wo die Natur in idealer Weise arrangiert und vor allem die eigentliche Grenze des Gartens kunstvoll verwischt ist.
Adelstitel und Pflicht
Als Landgraf Karl vor mehr als 300 Jahren den Grundstein zu dem Bergpark legte, wollte er eine kulturelle Aufwertung Kassels gegenüber anderen politischen Zentren im Reich bewirken. Heute, im Jahr ihrer 1.100-Jahr-Feier, wird die Adelung durch die Unesco von vielen Bürgern der Stadt genau in diesem Sinne empfunden. Der Bergpark ist die 38. Welterbestätte in Deutschland und die 6. in Hessen.
In Phnom Penh sind 19 Stätten neu in die Welt- und Naturerbeliste aufgenommen worden, unter anderem die namibische Namib-Wüste, das Universitätsviertel von Coimbra in Portugal und der heilige Berg Fuji in Japan.
Damit stehen weltweit nunmehr 981 Stätten auf der Liste. Der Eintrag bringt Vorteile mit sich, weil dadurch Touristen angelockt und Subventionen erleichtert werden. Er verpflichtet die Teilnehmer aber auch zur Erhaltung. So verlor 2007 Dresden den Titel „Weltkulturerbe“ für die Elbtal-Landschaft, als die Stadt den Bau einer Brücke quer durch die Landschaft beschlossen hatte.
Als „besonders gefährdet“ hat das Komitee diesmal sieben Stätten eingestuft. Sechs davon liegen in dem vom Bürgerkrieg heimgesuchten Syrien.
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