■ Kartellamt: Wird Kirchs Sat.1- Coup verboten?
Frankfurt/Berlin (rtr/AFP/taz) – Das Bundeskartellamt hält es für wahrscheinlich, daß die Mehrheitsübernahme des Fernsehsenders Sat.1 durch die Kirch-Gruppe verboten wird. Es könne sehr gut sein, daß die Behörde Kirch die geplante Aufstockung der Anteile untersage, sagte Kartellamtschef Dieter Wolf am Montag – er sehe die Übernahme „sehr kritisch“. Ein Sprecher der Wettbewerbsaufsicht fügte am Dienstag hinzu, das Kartellamt verlängere die Prüffrist bis Ende Juli. Das Vorhaben werde nun im Zusammenhang mit der ebenfalls geplanten Allianz der Medienkonzerne Kirch und Bertelsmann beim digitalen Pay-TV beurteilt – die wird derzeit von der EU-Kommission geprüft.
Das Kartellamt hat offenbar vor allem Bedenken gegen die zunehmende Konzentration von einer kleinen Gruppe von Privatsendern auf dem Werbemarkt. Es gebe ein Oligopol, das sich noch verstärken könnte, wenn Kirch seine Stellung bei Sat.1 ausbaut, sagte der Kartellamtssprecher. Sat.1 ist mit einem Marktanteil von 13 Prozent (im Januar) Nummer zwei unter den deutschen Privatsendern, hinter dem von der Bertelsmann- Tochter CLT-Ufa kontrollierten RTL (14,2 Prozent) und Pro 7 (9,4 Prozent), das dem Kirch-Sohn Thomas gehört. Die Konzerne Kirch und Bertelsmann kontrollieren weit über 90 Prozent des kommerziellen Fernsehmarktes in Deutschland.
Kirch hatte im November 1997 zum wiederholten Male angekündigt, den Sat.1-Anteil von 15 Prozent vom Holtzbrinck-Konzern zu übernehmen. Springer ist mit 40 Prozent beteiligt. Bei Springer wiederum gehören Kirch 40 Prozent. Springer hatte im November erklärt, noch seien die endgültigen Besitzverhältnisse bei Sat.1 nicht festgelegt. Ursprünglich hatte auch Springer Anspruch auf die 15 Holtzbrinck-Prozent angemeldet. Springer-Sprecherin Edda Fels sagte nun, sie sei zuversichtlich, daß beide Häuser alle Fragen in dieser Sache einvernehmlich lösen könnten. Einzelheiten nannte sie nicht. Seit Jahresende gibt es einen neuen Vorstandschef bei Springer, der als freundlicher gegenüber den Machtgelüsten von Kirch bei Springer gilt. Von Kirch gab es keine Stellungnahme.
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