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Karneval der Kulturen fällt komplett ausDelta statt Caipirinha

Der Karneval der Kulturen fällt komplett aus. Das Hygienekonzept ist laut Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen bei den geplanten Veranstaltungen nicht einzuhalten.

2019 waren noch 68 Gruppen mit über 4.000 Teil­neh­me­r*in­nen dabei: Jährlich kommen 1 Million Besucher Foto: dpa

Berlin taz | Keine Caipirinhas, keine Trommeln, keine Tän­ze­r*in­nen in Kreuzberg: Der jährliche Karneval der Kulturen fällt zum zweiten Mal hintereinander aus. Wegen der Coronapandemie, in Berlin besonders stark steigender Inzidenzen und der mittlerweile deutlich überwiegenden Deltavariante sagten die Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen das seit 1996 stattfindende Fest ab. Der Höhepunkt ist ein interkultureller Tanz- und Partyumzug mit Huntertausenden Be­su­che­r*in­nen.

Das Fest symbolisiert für viele Be­su­che­r*in­nen und teilnehmende Communitys das unbeschwerte Miteinander in migrantisch geprägten Bezirken Berlins – einigen galt es zudem auch als Ballermann in Kreuzberg und großes Müll- und Sauffest. Das Fest zog pro Jahr rund eine Million Be­su­che­r*in­nen an. Es findet in der Regel an vier Tagen über das Pfingstwochenende statt, inklusive eines großen Umzugs. Der war für dieses Jahr ohnehin schon im Januar abgesagt worden. Nun sagten die Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen auch ein abgespecktes, für den 15. August geplantes dezentrales Fest ab.

Frei zugängliche, auf Beteiligung und Interaktion angelegte Veranstaltungen seien nicht zu vereinbaren mit der Pandemie und den Regeln der aktuellen Infektionsschutzverordnung, heißt es in einer Erklärung vom Donnerstag. Man könne nicht garantieren, dass es bei maximal 2.000 Be­su­che­r*in­nen bliebe – ebenso wenig für die Einhaltung der Maskenpflicht und dass nur Getestete, Genesene oder Geimpfte teilnähmen.

Auf taz-Nachfrage sagte Nadja Mau vom Karneval-Büro: „Vor allem für die Gruppen ist es ein großer Hieb: Zwei Jahre lang haben sie auf den Termin hingearbeitet und können jetzt nicht auf die Straße. Das ist schwer.“ In der Erklärung heißt es: „Da wir die Einhaltung dieser Bedingungen nicht garantieren können, müssen wir schweren Herzens akzeptieren, dass die Senatsverwaltung für Gesundheit unsere Formate nicht genehmigen wird.“ Als öffentlich geförderte Initiative trage man Verantwortung gegenüber der Bevölkerung, man wisse um die Bedeutung der Absage für Be­su­che­r*in­nen und bedauere dies. „Gleichzeitig gibt uns diese Bedeutung auch die Gewissheit, dass der Karneval der Kulturen wiederkommen wird!“, heißt es im Statement des Orga-Teams.

Abgezäunte Wiese am Stadtrand keine Alternative

Auf ein eingezäuntes Areal am Rande der Stadt auszuweichen, sei keine Alternative: „Der Karneval der Kulturen gehört mitten in die Stadt und darf nicht auf eine abgezäunte Wiese am Rand ziehen.“ Die Veranstaltung lebe von der Interaktion mit der Stadtgesellschaft, es ginge „um Engagement, um die Präsenz von Diversität mitten in der Stadt, um das Miteinander, das dabei entsteht“, heißt es in der Mitteilung.

Um die Repräsentanz lokaler migrantischer Organisationen beim Fest war in den vergangenen Jahren auch ein Konflikt entbrannt, nachdem Philippa Ebéné, die mit der Neuköllner Werkstatt der Kulturen bis 2014 den Karneval organisiert hatte, nach Konflikten mit dem Senat die Veranstaltung weggenommen wurde. Nach einem Konzeptdialog auch mit beteiligten Gruppen wird das Fest seit 2016 vom privaten Veranstalter Piranha Arts AG organisiert. Der Kulturort Werkstatt der Kulturen wurde 2019 von der Kulturverwaltung neu ausgeschrieben – begleitet von viel Kritik von Mi­gran­t*in­nen­or­ga­ni­sa­tio­nen.

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