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Kandidatur für Vorsitz der Bayern-SPDA bayerischer Sozialdemokrat

Filzhut, Rauschebart, Trachtenjanker: Walter Adam will Chef der Süd-SPD werden. Sein Bewerbungsvideo hat Bilderbuch-Charme.

Sein Credo: „Nicht Mir san mir, sondern: Mir san für euch da.“ Foto: SPD Abensberg

München taz | Der alte Mann, der sich als letzter Rebell in Bayern inszeniert, sieht aus, als wäre er gerade von einem Berg gestiegen: Mit Filzhut und Rauschebart sitzt Walter Adam im Schatten unter einem Baum und trinkt sein Bier aus einem Steinkrug. „I bin a bayerischer Sozialdemokrat“, sagt er und streicht sich über den Trachtenjanker mit Hirschhornknöpfen. So beginnt sein Bewerbungsvideo. Denn Adam will am Sonntag gern Parteivorsitzender der bayerischen SPD werden.

Er ist der einzige Gegenkandidat von Parteichef Florian Pronold. Dessen Wiederwahl gilt als sicher, doch ausgerechnet vom urwüchsigen Adam kommt gepfefferte und tiefrote Kritik: „Wir waren eine Partei der Mutigen“, sagt er in dem Film. „Heute spielen wir den sozialen Flügel der Union.“ 34.436 Aufrufe erzielte der Clip bei Facebook in zwei Tagen. Das ist immerhin halb so viel, wie die SPD in Bayern Mitglieder hat.

Auf 71 Lebensjahre blickt der pensionierte Realschullehrer aus dem Kreis Abensberg in Niederbayern zurück, 46 davon mit Parteibuch. Nie hat Adam ein höheres Amt bekleidet, doch jetzt laufen die Dinge seiner Meinung nach aus dem Ruder. Was seine Partei da mache, tue ihm in der Seele weh, sagt er und zählt auf, wo sich die SPD verkauft: TTIP, Vorratsdatenspeicherung, Austeritätspolitik, soziale Gerechtigkeit. „Wir sind nicht die Erfüllungsgehilfen des Finanzkapitals“, poltert er. Im Video guckt er versunken auf die Ufer eines Flusses und spaziert mit seinem Dackel über eine Bergwiese.

Dass frischer Wind in der Bayern-SPD ausgerechnet von einem kommt, der die 70 hinter sich gelassen hat, ist wenig überraschend. Die Partei siecht seit drei Legislaturperioden konstant bei rund 20 Prozent dahin. Parteichef Pronold denkt öffentlich darüber nach, eine Koalition mit der CSU anzustreben – das jagt vielen Sozialdemokraten einen kalten Schauer den Rücken herunter. Deshalb ist Walter Adams Kandidatur auch als Frontalangriff auf Pronold zu verstehen: „Es gibt immer eine Alternative“, mit diesem Schriftzug endet sein Spot.

Und so klingt es sehr ernst, wenn dieser Bilderbuch-Bayer sein Credo nennt: „Nicht Mir san mir, sondern: Mir san für euch da.“

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1 Kommentar

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  • Wenn sicher ist, dass es sich um keine Jux-, Spass- oder "Verarsche"-Kandidatur handelt, wäre die Bayern-SPD meiner Meinung nach gut beraten, den "bayrischen Sozialdemokraten" Adam zur Vorsitzendenwahl zuzulassen und ihn auch zu wählen!

     

    Falls er nicht gewählt wird, sollte er in einer anderen, durchaus wichtigen Funktion ernsthaft eingebunden werden!