: Kanal: Unfähig zum Umgang mit Geschichte
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Jerzy Kanal, hat der BRD am Beispiel der Diskussion um das Zentrale Mahnmal in der Neuen Wache Unfähigkeit im Umgang mit der deutschen Geschichte vorgeworfen. Die inzwischen beschlossene Inschrift sei nicht dazu angetan, die Lehren aus der Vergangenheit weiterzuleiten. Sie verwische die Unterschiede zwischen Tätern und Opfern, sagte er auf der Gedenkveranstaltung der Jüdischen Gemeinde zum 55. Jahrestag der Pogromnacht. „Auch mit den nachträglich beschlossenen Tafeln können wir dieses Mahnmal nicht akzeptieren“, betonte Kanal. Der organisierte Massenmord an sechs Millionen jüdischen Männern, Frauen und Kindern gehöre in eine Aufzählung der Opfer von Kriegen und Bombennächten nicht hinein. Kanal warf die Frage auf, warum Deutschland bisher nicht in der Lage war, würdige Gedenkstätten für die Opfer des Holocaust zu errichten. Es könne wohl nur daran liegen, „daß nicht alle Behörden, die diesbezüglich tätig werden müßten, mit ganzem Herzen zu dem Vorhaben stehen“. Was not tue, sei, „den Unterschied zu lernen zwischen persönlicher Schuld und Übernahme der Verantwortung für die eigene Geschichte“. Gleichzeitig kritisierte er Heitmanns Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten, die „in eine falsche Richtung“ weise.
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