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Kampf um den KlassenerhaltCottbus gerettet, Duisburg steigt ab

In Rostock blieb das Wunder aus - und auch Duisburg muss sich verabschieden. Nürnberg und Bielefeld kämpfen nun am letzten Spieltag um den Klassenerhalt - gegen motivierte Gegner.

Kämpfen darf Bielefeld am kommenden Samstag gleich noch mal - und Nürnberg auch. Bild: dpa

BERLIN taz/dpa Mit etwas weniger Pech stünden die drei Absteiger schon fest. Das heißt: Weniger Pech für Bielefeld. Denn ihre Gegner aus Dortmund spielten nicht sehr effizient, hatten durch die Gelb-Rote Karte für Robert Kovac seit der 78. Minute einen Spieler weniger und lagen 1:2 zurück. Doch dann sprang fünf Minuten später ein scharf getretener Freistoß vom Aluminium zurück ins Feld, direkt ins Gesicht des dem Ball hinterherschauenden Bielefelder Keepers Rowen Fernandez - und von da hinein ins Tor. Unglücklicher kann ein Eigentor kaum fallen. Vor allem, falls es am Ende den Abstieg bedeuten sollte.

Dem Frust folgte der Trotz. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir die Klasse halten werden in Stuttgart", sagte Arminia-Trainer Michael Frontzeck. Eine "gewisse Bitternis" wollte der 44-Jährige nicht verhehlen: "Aber die darf sich jetzt nicht ausbreiten."

Endgültiger Frust herrscht dagegen in Duisburg und Rostock, deren Teams nun absteigen werden. Während in Rostock der Klassenerhalt ohnehin nur eine theoretische Möglichkeit war, hatte Duisburg gegen die B-Mannschaft der Münchener Bayern durchaus eine ganz praktische Chance.

Vorletzter Spieltag:

Die Ergebnisse:

Karlsruher SC - VfL Bochum 1:3

Schalke - Eintracht Frankfurt 1:0

Arminia Bielefeld - Borussia Dortmund 2:2

Energie Cottbus - Hamburger SV 2:0

Hertha BSC - 1. FC Nürnberg 1:0

Hansa Rostock - Leverkusen 1:2

MSV Duisburg - Bayern München 2:3

VfL Wolfsburg - VfB Stuttgart 4:0

Werder Bremen - Hannover 6:1

Die Tabelle:

1. Bayern München 64:20 73

2. Werder Bremen 74:45 63

3. FC Schalke 53:32 61

4. Bayer Leverkusen 57:39 51

5. Hamburger SV 40:26 51

6. VfL Wolfsburg 54:44 51

7. VfB Stuttgart 55:55 51

8. Hannover 50:56 46

9. Hertha BSC 38:40 44

10. Karlsruher SC 38:46 43

11. Eintracht Frankfurt 39:48 43

12. VfL Bochum 47:52 41

13. Borussia Dortmund 48:58 40

14. Energie Cottbus 35:52 36

15. Arminia Bielefeld 33:58 33

16. 1. FC Nürnberg 35:49 31

17. MSV Duisburg 34:51 29

18. Hansa Rostock 28:51 27

Letzter Spieltag:

Samstag, 17.05.2008:

Eintracht Frankfurt - MSV Duisburg

Bayern München - Hertha BSC

VfB Stuttgart - Arminia Bielefeld

Hannover 96 - Energie Cottbus

Borussia Dortmund - VfL Wolfsburg

Hamburger SV - Karlsruher SC

VfL Bochum - Hansa Rostock

1. FC Nürnberg - FC Schalke 04

Bayer Leverkusen - Werder Bremen

Duisburg kommt noch auf 2:3 ran

Ohne seine 40-Tore-Offensive Luca Toni (Kniekehle), Franck Ribery (muskuläre Probleme) und Miroslav Klose (Nase) spielten die Bayern in der ersten Halbzeit trotzdem deutlich besser als die Duisburger. Im Angriff durfte neben Lukas Podolski der ewige Bankdrücker Jan Schlaudraff auflaufen.

Bereits in der 2. Minute nutzte Ottl einen Abpraller aus der Duisburger Abwehrreihe und traf aus 18 Metern per Flachschuss zum 1:0. Die Duisburger waren gegen den Meister überfordert und lagen schnell durch weitere zwei Tore von Podolski eigentlich hoffnungslos zurück: Zunächst traf der Nationalstürmer in der 18. Minute per Kopf, zwei Minuten später mit einem Linksschuss ins Eck zum 3:0.

Mit ihrem Ersatzsturm Markus Daun und Klemen Lavric blieben die Duisburger viel zu ungefährlich, um Bayern ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Im zweiten Abschnitt ließ es der mittlerweile seit neun Spielen unbesiegte Titelträger aus München dann gemächlich angehen. So gelang dem Rumänen Tararache mit einem sehenswerten Linksschuss der 1:3- Anschlusstreffer (48.). Fünf Minuten später schaffte Daun mit einer feinen Einzelleistung sogar das 2:3. Doch mehr hatten die Duisburger nicht nachzulegen. Die Bayern spielten wieder konzentrierter - und waren näher am 4:2 als die Duisburger am Ausgleich.

Der gerade erst wieder aufgestiegene MSV Duisburg muss nun zum sechsten Mal in der Vereinsgeschichte den Weg in die Zweitklassigkeit antreten. "Wir sind natürlich sehr traurig und müssen das erst einmal verarbeiten", meinte Duisburgs Trainer Rudi Bommer. "Die schnellen Gegentore haben uns nervös gemacht."

"Für uns war wichtig, dass wir bis zum Ende unser Spiel durchziehen", sagte Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld. "Wir stehen auch in der Verantwortung gegenüber den anderen Teams - für Duisburg und die tollen Fans tut mir der Abstieg leid."

Rostocks Wunder bleibt aus

Leid tun kann es einem natürlich auch um die Rostocker. Doch auch die Leverkusener hatten noch einiges zu verlieren. Vor 22.000 bangenden Zuschauern in der Rostocker Arena erzielten Kapitän Simon Rolfes (40.) und Gonzalo Castro (58.) jeweils per Foulelfmeter die Treffer, die Leverkusen im Rennen um den Europapokal halten. Auch Rostock muss damit nach nur einem Jahr in der Bundesliga schon wieder zurück zur Liga Zwei. Der einzige Rostocker Treffer in der 67. Minute durch Addy-Waku Menga reichte nicht, um das Spiel noch mal zu drehen.

"Die Mannschaft hat in dieser ausweglosen Situation noch einmal alles versucht", sagte Hansa-Coach Frank Pagelsdorf und fügte hinzu: "Ich bleibe Trainer in Rostock - das Ziel kann nur direkter Wiederaufstieg lauten."

Dabei waren die Hanseaten engagiert gestartet, ließen aber wie so oft in dieser Spielzeit die nötige Durchschlagskraft vermissen. Nach 33 Partien stehen gerade mal 28 Tore zu Buche - der mit Abstand schlechteste Wert der Liga. Ganz anders sah das auf der Gegenseite aus. Mit schnellen Kontern stürzte Leverkusen die Hansa-Defensive von einer Verlegenheit in die nächste.

Cottbus spielt sich frei

Als das vierte Lausitzer Fußball-Wunder perfekt war, erhielt als Erster Retter Bojan Prasnikar eine Sektdusche. "Das war nicht nur ein Spiel, sondern eine Serie", erklärte der slowenische Trainer, der den FC Energie mit harter Hand und viel taktischem Schliff zum Klassenverbleib geführt hat. "Das war kein Glück."

Mit Mauertaktik und viel Leidenschaft eroberte sich Cottbus mit seinem 2:0 gegen den Hamburger SV ein weiteres Jahr Erstklassigkeit. Wie schon 2001, 2002 und 2007 kann der kleine Club im Osten die Klasse erhalten.

Dabei hatten die Hamburger eigentlich deutlich mehr vom Spiel. Wie aus heiterem Himmel kam die Lausitzer Führung: Praktisch bei der ersten gelungenen Offensiv-Aktion passte Dimitar Rangelow den Ball geschickt zu Rivic und der Stürmer ließ bei seinem zweiten Bundesliga-Treffer HSV-Torwart Frank Rost keine Chance.

Am Verlauf der Partie änderte der Treffer nichts. Die Hamburger hatten klar die Kontrolle über das Spiel. Doch wie schon so oft in der Rückrunde fehlte dem HSV die nötige Konsequenz in den Zweikämpfen und vor allem im Abschluss. Dagegen machte Sörensen nach einem Konter die Entscheidung für Cottbus klar.

Nürnberg macht es spannend

Der 1. FC Nürnberg steht dagegen weiter am Abstiegs-Abgrund. Sein letzter Sieg im Berliner Olympiastadion liegt knapp 17 Jahre zurück - und auch diesmal blieb der Club glücklos. Am nächsten Samstag können sich die Nürnberger nur noch mit einem Heimsieg über Schalke retten. Vorausgesetzt, dass Bielefeld gleichzeitig gegen Stuttgart verliert.

In den ersten 20 Minuten hatten die Nürnberger größere Spielanteile, ohne allerdings eine hundertprozentige Torchance herauszuspielen. In der 12. Minute rettete Hertha-Keeper Jaroslav Drobny nach einem platzierten Schuss des Griechen Angelos Charisteas. Ansonsten sorgte der sperrige Jan Koller, Nürnbergs einzige echte Sturmspitze, noch für ein wenig Unruhe vor dem Berliner Strafraum. Aber zu oft war er auf sich alleine gestellt.

Hertha spielte anfangs abwartend gegen die Nürnberger Elf, die zwar beherzt nach vorne spielte. Doch dann wurde Hertha stärker - und kam zu mehreren Chancen.

Nach dem Wechsel verflachte die Partie zunächst. Die Herthaner mühten sich mehr schlecht als recht vor dem Strafraum der Gäste. Raffael hatte in der 73. Minute das 1:0 auf dem Fuß, als er sich nach einem sehenswerten Dribbling im Nürnberger Strafraum durchsetzte, dann im Abschluss aber patzte. Eine Minute später aber traf er - und schoss die Nürnberger an den Rande des Abstiegs.

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