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Kampf um KobaniDie Türkei greift ein – gegen die PKK

Erstmals seit Beginn des Waffenstillstands im vergangenen Jahr hat das türkische Militär Stellungen der kurdischen PKK attackiert.

Wo steht der Feind? Türkische F-16-Flugzeuge auf dem Militärflughafen Diyarbakir (Archivbild). Bild: reuters

BERLIN taz | Während die Verhandlungen zwischen den USA und der Türkei über die Nutzung des südtürkischen Luftwaffenstützpunkts Incirlik noch andauern, hat die türkische Luftwaffe Angriffe geflogen – aber nicht gegen Stellungen des „Islamischen Staates“, sondern gegen die der PKK. Also gegen Einheiten, die der umzingelten syrisch-kurdischen Grenzstadt Kobani zur Hilfe kommen würden, wenn die Türkei einen Korridor durch türkisches Staatsgebiet erlauben würde.

Wie mehrere türkische Medien übereinstimmend berichten, hätten Kampfflugzeuge vom Typ F-16 und F-4 von den Militärflughäfen Diyarbakir und Malatya aus Ziele bei der Ortschaft Daglica geflogen. Daglica liegt im äußersten Südosten der Türkei in der Provinz Hakkari.

Am Dienstagvormittag teilte der türkische Generalstab mit, die Luftangriffe seien eine Reaktion darauf, dass PKK-Kämpfer in vergangenen Tagen dort mehrfach eine Station der Gendarmerie beschossen hätten. „Auf diese Angriffe der separatistischen Terrororganisation wurde mit aller Härte reagiert“, heißt es in der Verlautbarung des Generalstabes ganz im Duktus früherer Tage.

Es ist die erste bewaffnete Auseinandersetzung zwischen der türkischen Armee und der PKK-Guerilla, seit diese im März vergangenen Jahres in Absprache mit der Regierung einen Waffenstillstand verkündet hatte. Doch der damals begonnene Friedensprozess hat bislang keine sichtbaren Fortschritte gebracht. Angesichts der dramatischen Entwicklung in Kobani und den Protesten gegen die türkische Syrienpolitik ist dieser Aussöhnungsprozess akut gefährdet. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte vor einigen Tagen den IS und die PKK als gleichermaßen terroristisch bezeichnet.

Von Seiten der PKK oder prokurdischer Politiker aus der HDP bzw. DTP lag bis Dienstmittag keine Stellungnahme vor.

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20 Kommentare

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  • Holländische Rocker kämpfen mit Kurden gegen IS! Tja, die Ignoranz des Westens und die Bösartigkeit Erdogans führt eben auch zu grotesken Bündnissen!

    http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/3890816/Hollaendische-Rocker-kaempfen-mit-Kurden-gegen-IS

  • Türkei hat sich aus Halbdiktatorischen Land zu ein Terroristischen Land entwickelt. Kurden und jeder der sich nicht als Türke nicht bekennt gilt für die Türken als Terrorist. Und Mord an jeder der nicht Türke ist wird in der Türkei als Heldentat bejubelt!

    • @okimo:

      Zu was sich die Türkei unter dem amerikanischen Paladin Erdogan entwickelt hat ist offensichtlich. Aber genau in dessen Hintern hat ihre PKK den Kopf so tief reingesteckt, dass er gar nicht mehr rauskommen möchte. Am 6.7.8 Oktober hat die PKK eine dermaßen große Klatsche insbesondere von den Kurden bekommen, daß sie so verzweifelt ist und den Kopf spätestens 2015 bei den Wahlen wieder den Kopf in den A... der besagten Person stecken wird. Bis dahin werden Sie, Okimo Ihre jetzigen Kommentare wieder vergessen haben. Sie schaffen es, Ihre nicht vorhandene Seriösität von Tag zu Tag tiefer in den Keller zu bringen. Das muss man erstmal hinkriegen. Gratuliere

    • @okimo:

      Es ist nicht lang her wo zwei Christliche Deutsche, will Sie Christ waren auf IS Art geschlachtet wurde. Türkei ist IS. und IS wird IS nicht angreifen.

  • Für die Türkei sind die PKK (Kurden) und Assad die Hauptfeinde. Sie duldet den IS. Sie hat sich außenpolitisch in eine Sackgasse manövriert - man sollte endlich sie aus der NATO ausschließen.

    • @Tupaq:

      Dann sollten Sie die Amis, die Deutschen, Franz und Engländer auch gleich rausschmeissen. Wer hat denn vor zwei Jahren Druck gemacht, den Assad zu bekämpfen, und wer hat Organisationen wie die Al Nusra, aus der sich ISIS entwickelt hat, überhaupt an den Start gebracht. Erst Chaos initiieren und dann auf andere zeigen, ich krieg das kalte Kotzen. Nicht nur die Türkei, sondern das ganze westliche System hat sich in die Scheiße manövriert. Und jetzt zieht man diese Kobani Show ab, um die Türkei zu erpressen, wobei sämtliche Trittbrettfahrer mit auf den Zug springen. Das ist doch pervers.

  • Die Türkei wird ein Szenario im türkisch-syrischen Grenzgebiet inszenieren, welches sie 'berechtigt' die PKK -und vielleicht auch auch die Peschmerga- anzugreifen.

    PSL hat diese Möglichkeit bereits in seinem letzten Buch vorhergesehen.

    • @adagiobarber:

      ...Peschmerga angreifen. Wie kann man nur so einen Unsinn schreiben. Die Türkei ist das einzige Land um den Nordirak herum, welches die Grenzen offenhält. So können die überhaupt nur am Leben bleiben. Wenn die Türkei die Peschmerga bekämpfen wollte, würde es einfach reichen die Grenze dicht zu machen. Die würden innerhalb von zwei Wochen verhungern. Der schiitische Iran hält zum schiitischen Restirak, hält Grenze dicht, Erdöl kommt auch nicht raus. Was der Restirak vom US Satellitenstaat Nordirak hält weiss wohl auch jeder. Syrien hält zum Iran und macht auch die Grenzen dicht. Und jetzt auch noch die IS. Schreiben Sie diesen Quatsch eigentlich vorsätzlich ?

  • Vielleicht bekommen ja Edogan und die IS im kommenden Jahr den Friedensnobelpreis?! Wäre doch eine großartige und entwaffnende Friedensbotschaft

  • Scheisse eeh... Sieht so aus, als ob die gegenwärtige Türkische Regierung eine Möglichkeit für einen humanitären Militäreinsatz für türkisch/kurdische Bürger-Innen in Kobane vertan hat...

    • @vergessene Liebe:

      könnte es sein das diese gelegenheit bewusst nicht wahr genommen wurde...;)

  • Die Moderation: Kommentar auf eigenen Wunsch entfernt.
    • @HakDogan:

      Türkei hat sich aus Halbdiktatorischen Land Richtung Terror Staat entwickelt. Es könnte sehr bald Türkei lachen ausgehen.

      • @okimo:

        Nach dem versuchten Volksaufstand vom 6.7.8. Oktober, wo angeblich Millionen von Kurden auf die Straßen gehen sollten, und bei dem hunderte von Regierungsgebäuden, Schulen etc in Brand gesteckt und zwei Polizisten ermordet wurden, sollten Sie lieber aufpassen, dass Ihnen das Lachen nicht ausgeht. Sie haben es einfach nicht drauf. Viel Spaß noch.

  • Es sollte natürlich heißen: Was hat die Türkei mit den Kurden zu tun?

  • Wer wie Erdogan in Kain-Manier fragt, was hat die Türkei mit den Türken zu tun, ist zynisch und blind. Mit Frau Roth meine ich, das ist eine "dreckige Politik" und ich frage mich, wann sich Amerika und Europa fragen, was die Türkei in der NATO zu suchen hat und warum die Türkei, in die EU aufgenommen werden soll?

    • @kreidestern:

      Wann soll denn die Türkei in die EU aufgenommen werden ? Da scheine ich irgendwas verpasst zu haben. Diese Mohrrübe ist schon so vergammelt, daß sie nicht mal mehr den dümmsten Esel hinter dem Ofen hervorlockt ! Und die Türkei aus der Nato heraus zu lassen, ist das Beste was man den Türken antun kann. An diesem Tag würde ich ne Flasche Sekt aufmachen. leider ist die Nato wie die Cosa Nostra: wenn man einmal drin ist, kommt man nicht wieder heraus. Wir Türken brauchen weder die EU noch die Nato, die einen Separatismus und Terrororganisationen in der Türkei unterstützen. Behalten Sie die beiden Organisationen einfach für sich. Viel Spaß damit.

      • @einTürk:

        Herzlichen Dank! Schön, dass wir uns einig sind!

        • @kreidestern:

          Find ich auch und vergessen Sie bitte auch nicht Ihren Paladin Namens Erdogan samt seiner AKPKK zurück zu nehmen.

  • Soll das nun ein türkisches Kompliment an die Kurden sein - dass die Türkei die Gefahr durch die Kurden höher einschätzt und sie mehr als die durch die IS fürchtet? Ich fürchte, dem kann ich nicht folgen. Ich denke, dass vieles, was in der letzten Zeit (bis zu den Wahlen im Mai) an Hoffnungen auf beiden Seiten aufgebaut wurde, nun im Nebel des türkischen Klippenkurses zerschellt.

     

    Und ich hoffe, dass der Türkei die Augen aufgehen, bevor ihr von IS die Augen geöffnet werden.