Kampf um IS-Hochburg Mossul: Mögliche Folgen einer Eroberung
EU-Kommissar King befürchtet, dass ein Sieg über den IS Europas Sicherheit bedrohen könnte. Von einem „Massenexodus“ von IS-Kämpfern gehe er aber nicht aus.
![Ein Mann mit grauen Haaren und in Anzug und Krawatte blickt nach rechts, vor ihm ein Tischmikrofon Ein Mann mit grauen Haaren und in Anzug und Krawatte blickt nach rechts, vor ihm ein Tischmikrofon](https://taz.de/picture/1536163/14/17025983.jpeg)
Allerdings gehe er nicht von einem „Massenexodus von IS-Kämpfern nach Europa“ aus. Wichtig sei jetzt, durch geeignete Maßnahmen Terroristen immer weniger Handlungsmöglichkeiten zu geben und „insgesamt unsere Widerstandsfähigkeit gegen die terroristische Bedrohung zu erhöhen.“
Die Konfliktparteien wurden unterdessen aufgerufen, die in der Stadt lebenden Zivilisten möglichst zu schonen. Das fordert das Komitee vom Internationalen Roten Kreuz (IKRK) und Roten Halbmond in Genf. „Es ist besonders wichtig, die Gesundheitseinrichtungen und deren Personal zu schützen“, teilte das IKRK am Montagabend mit.
Das Rote Kreuz stehe bereit, den bis zu einer Million Flüchtlingen in den nächsten Tagen und Wochen beizustehen. Alle Konflikt-Parteien müssten ihr Möglichstes tun, um sicherzugehen, dass ihre Ziele rein militärischer Natur seien. Allen Bewohnern, die aus der Stadt fliehen wollten, sollte ein sicherer Korridor zur Verfügung stehen, forderte das IKRK.
30.000 gegen 4.000 IS-Kämpfer
Ein Militärbündnis unter Führung der irakischen Armee hat am Montag eine Offensive auf die nordirakische Stadt begonnen, um die IS-Kämpfer aus ihrem wichtigsten Stützpunkt zu vertreiben. Der IS hatte die Millionenstadt Mossul im Juni 2014 vollständig unter seine Kontrolle gebracht.
Die seit Monaten vorbereitete Großoffensive zur Rückeroberung der Stadt ist die entscheidende Phase im Kampf gegen die Extremisten. Nach Medienberichten sollen 30.000 Mann der Allianz 4000 IS-Kämpfern gegenüberstehen. Irakische Streitkräfte und kurdische Peschmerga eroberten am ersten Tag nach Angaben von Kurden-Präsident Massud Barsani ein Gebiet von rund 200 Quadratkilometern.
Sollte die Offensive gegen die letzte IS-Bastion im Land erfolgreich verlaufen, wären die Dschihadisten im Irak militärisch weitestgehend besiegt.
Amnesty International wiederum warnte vor schweren Menschenrechtsverletzungen gegen Flüchtlinge aus Mossul. Tausende Zivilisten, die bereits aus Gebieten unter IS-Kontrolle fliehen konnten, seien Opfer von Folter, willkürlicher Inhaftierung, Verschwindenlassen und außergerichtlichen Hinrichtungen geworden, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation, der auf Gesprächen unter anderem mit ehemaligen Gefangenen und Augenzeugen basiert.
„Nachdem sie den Schrecken des Krieges und der Tyrannei des IS entkommen sind, drohen sunnitischen Arabern im Irak brutale Vergeltungsschläge durch (vornehmlich schiitische) Milizen und Regierungstruppen. Sie werden für die Verbrechen des IS bestraft“, sagte Philip Luther, Experte für die Region Naher Osten und Nordafrika bei Amnesty International.
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