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Kampf um Chefinsessel

■ Zweite Kandidatin für den Posten der Landesvorstandssprecherin der GAL

Bei der Wahl einer neuen GAL-Landesvorstandssprecherin am übernächsten Sonnabend wird es zu einer Kampfabstimmung kommen. Gestern kündigte die 36jährige Sabine Grund ihre Kandidatur an. Sie halte es für ein „normales Zeichen demokratischen und sportlichen Wettbewerbs“, wenn mehrere Menschen zur Wahl stünden, begründete die Doktorandin der Politikwissenschaft ihre Entscheidung.

Grund ist Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Internationales in der GAL und war bis vor einem Jahr als Beisitzerin Mitglied des Landesvorstandes. Die nach Selbsteinschätzung „unabhängige Linke“, die erst seit 1996 GAL-Mitglied ist, will vor allem für eine „programmatische und strukturelle Erneuerung“ der GAL eintreten (siehe Interview oben).

Eine Nachfolgerin für die im Dezember an die Spitze der Bundesgrünen gewählte Parteilinke Antje Radcke soll am 27. Februar auf einer Mitgliederversammlung der Hamburger GAL gewählt werden. Einzige Anwärterin auf den vakanten Platz in der Parteiführung war bisher die vom linken Flügel nominierte Altonaer Bezirksabgeordnete Kordula Leites.

Die Aufstellung der 38jährigen Sportwissenschaftlerin hat in der GAL für heftigen Zündstoff gesorgt. Den Linken wurde vorgeworfen, nach „Kaderprinzipien“ Personalentscheidungen hinter verschlossenen Türen „auszumauscheln“ und das „freie Wahlrecht der Basis“ zu mißachten. Linke wiederum befürchten, daß der Realo-Flügel die „interne Machtbalance“ in Frage stellen und beide SprecherInnenposten beanspruchen wolle. Die Realos haben bereits mit Peter Schaar einen der zwei Chefsessel der Grün-Alternativen besetzt. Flügelunabhängige Strömungen wie die Grüne Jugend sind von der Dominanz beider Gruppen „genervt“ .

In der GAL löste die Kandidatur Grunds gestern allgemeine Überraschung aus. Er habe es „gerade erst erfahren“, erklärte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Realo Martin Schmidt. Er „kenne und schätze“ Grund seit geraumer Zeit. Die linke Fraktionschefin Antje Möller erklärte, eine Gegenkandidatur sei „ein normaler demokratischer Vorgang“; sie halte Kordula Leites wegen „ihres sozialpolitischen Profils“ aber weiter für die geeignetere Parteichefin.

Sven-Michael Veit

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