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Kampf gegen die InflationUS-Notenbank setzt Leitzins hoch

Entgegen anderslautender Spekulationen setzt die Federal Reserve ihre Hochzinspolitik weiter fort. Der Zinsgipfel könnte bald erreicht sein.

Die US-Notenbank bei Sonnenschein Foto: dpa

Washington/Berlin rtr | Die US-Notenbank Fed setzt trotz des jüngsten Bankenbebens ihre Serie an Zinserhöhungen eisern fort. Sie erhöhte den Schlüsselsatz am Mittwoch um einen Viertel-Prozentpunkt auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent. Damit dürfte der vorläufige Zinsgipfel bald erreicht sein. Denn die Währungshüter peilen im Mittel in ihrem aktualisierten Ausblick zum Jahresende ein Niveau von 5,1 Prozent an – so wie sie es bereits im Dezember anvisiert hatten.

Sie strichen zugleich eine Passage aus ihrem Text, wonach weitere Zinserhöhungen angemessen sein dürften. Stattdessen sprechen sie jetzt davon, dass noch „eine gewisse zusätzliche geldpolitische Straffung“ angebracht sein könnte. An den Terminmärkten wurde die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Erhöhung auf der Sitzung im Mai auf 62 Prozent taxiert.

Die in den USA gehäuft aufgetretenen Probleme von Regionalbanken wie der in die Pleite gerutschten kalifornischen SVB hatten zuletzt Spekulationen aufkommen lassen, dass die Fed nach rund einem Jahr der Zinserhöhungen nun pausieren könnte. Denn die Schwierigkeiten der Geldhäuser gelten auch als Folge der rasant angehobenen Zinsen zur Bekämpfung der Inflation. Diese lag zuletzt trotz eines Rückgangs auf 6,0 Prozent noch weit über dem Fed-Ziel von 2,0 Prozent.

Absage an Zinssenkung

„An ihrer Absage an Zinssenkungen noch im laufenden Jahr dürfte die US-Notenbank angesichts des Inflationsausblicks auf absehbare Zeit festhalten“, meint LBBW-Ökonom Elmar Völker. Nach Ansicht der Chefvolkswirtin der staatlichen Förderbank KfW, Fritzi Köhler-Geib, steckt die Zentralbank derzeit in einer verzwickten Situation: „Die Fed begeht bei ihrem Zinsentscheid den schmalen Grat, den Kampf gegen steigende Preise fortzusetzen und gleichzeitig finanzielle Stabilität auch im Bankensektor beizubehalten.“

US-Finanzministerin Janet Yellen machte jüngst zwar Fortschritte bei der Stabilisierung der amerikanischen Bankenbranche aus. Die frühere Notenbankchefin nannte als Grund dafür die jüngsten Stützungsmaßnahmen. Bei kleineren Geldhäusern könnten aber weitere Hilfsmaßnahmen nötig werden, sollte es dort einen Ansturm der Kunden geben, um ihre Einlagen abzuziehen. Solche sogenannten Bank Runs können auch bei anderen Instituten zu Verwerfungen führen, wenn das Vertrauen der Kunden schwindet. Das Risiko weiterer Pleiten sei aber eingedämmt worden.

Inflation im Euroraum weiter hoch

Die EZB kann sich laut Bundesbank-Präsident Joachim Nagel aufgrund des anhaltend starken Preisschubs auch nach sechs Zinserhöhungen in Folge noch nicht zurücklehnen. Die Inflation müsse eindämmt werden, und dazu müssten die Währungshüter mutig und entschlossen sein, sagte Nagel am Mittwoch in einem Vortrag am King's College in London laut Redetext. „Aus meiner Sicht ist unsere Aufgabe noch nicht erledigt“, führte er aus. „Wenn sich die Inflation wie prognostiziert entwickelt, müssen auf den kommenden Sitzungen weitere Zinserhöhungen folgen.“ Nagel sitzt im 26-köpfigen Rat der Europäischen Zentralbank (EZB), der über die Zinsen entscheidet.

Die EZB hatte zuletzt in der vergangenen Woche auf ihrer geldpolitischen Sitzung die Zinsen um 0,50 Prozentpunkte angehoben. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, wurde damit auf 3,00 Prozent erhöht. Die Inflation im Euroraum hat zuletzt nur geringfügig nachgelassen. Im Februar stand sie noch bei 8,5 Prozent nach 8,6 Prozent im Januar. Das Ziel der EZB einer Teuerungsrate von zwei Prozent liegt damit immer noch weit entfernt. Die Kerninflation, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert sind, stieg sogar auf 5,6 Prozent im Februar von 5,3 Prozent im Januar.

Die Inflation werde auf kurze Sicht hoch bleiben, sagte Nagel. Zudem seien die jüngsten Prognosen der EZB-Volkswirte mit einer erheblichen Unsicherheit behaftet. „Beispielsweise könnten die hohen Rohstoff- und Produktionspreise in einem größeren Umfang als bisher erwartet an die Verbraucher weitergegeben werden“, sagte er. Auch könnten die Löhne noch stärker steigen als in den Projektionen angenommen.

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