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Kampf gegen den IS im IrakMossul im Schatten Aleppos

Immer mehr Zivilisten geraten in Mossul zwischen die Fronten. Ein mutmaßlicher Luftangriff hat bis zu 240 Tote gefordert. Vieles bleibt offen.

Totentransport in Mossul Foto: dpa

Berlin taz | Vermutlich über 200 tote Zivilisten bei einer gigantischen Explosion in der umkämpften irakischen Millionenstadt Mossul – und noch immer sind die Hintergründe des Vorfalls vom 17. März unklar. War es ein Luftangriff der US-geführten Koalition, die Mossul vom sogenannten „Islamischen Staat“ (IS) zurückzuerobern versucht?

Die irakische Regierungsarmee berichtete von Dutzenden von Leichen, die aus den Trümmern eines mit Sprengfallen ausgestatteten Hauses geborgen worden seien. Sie sprach von 61 Toten. Es habe ein Luftangriff stattgefunden, dieser habe aber nicht das Gebäude getroffen. Dagegen sagten ein örtlicher Politiker und Anwohner, bei dem Angriff könnte ein mit Sprengstoff beladener Lkw getroffen worden sein. Örtliche Behörden sprechen von bis zu 240 Opfern.

„Es besteht kein Zweifel, dass an dem katastrophalen Vorfall die Koalition, irakische Truppen und vielleicht auch der IS beteiligt waren“, sagt Chris Woods von der in London ansässigen NGO airwars.org, die den Luftkrieg gegen den IS dokumentiert. Frankreich, Australien, Belgien, die USA und Großbritannien flögen regelmäßig Luftangriffe. Offen bleibt aber, wer für den Tod dieser Zivilisten verantwortlich ist und ob die Opfer direkt durch einen Luftschlag getötet wurden. Die US-geführte Allianz hat Luftangriffe am 17. März im Stadtteil Al-Dschadida bestätigt.

Seit Oktober versuchen irakische Einheiten und die internationale Allianz, Mossul gänzlich zurückzuerobern. Der Ostteil von Iraks zweitgrößter Stadt fiel im Januar, im Februar begannen die Kämpfe um den deutlich dichter besiedelten Westteil, in dem auch die Altstadt Mossuls liegt.

Opferzahlen vergleichbar mit denen in Aleppo

Dabei würden immer mehr Zivilisten getötet, sagt Woods. „In den letzten Monaten von Obama und besonders in diesem Monat sind die Opferzahlen in Mossul stark gestiegen.“ Zwar verfüge man nur über grobe Schätzungen, diese wiesen aber deutlich nach oben. „Um Tote und Verletzte unter den irakischen Truppen zu verhindern, fordern sie Luftschläge oder Artillerieeinsatz an, anstatt in die Häuser reinzugehen und den IS dort zu bekämpfen.“

Mittlerweile, so Woods, seien die Opferzahlen in Mossul mit denen in Aleppo vergleichbar. Russlands Luftwaffe hatte den von Rebellen gehaltenen Teil der syrischen Stadt im vergangenen Jahr massiv und systematisch bombardiert und dabei keine Rücksicht auf zivile Opfer genommen.

Foto: taz.Grafik: infotext-berlin.de

Als der IS Mossul im Juni 2014 eroberte, sorgte die Terrormiliz erstmals weltweit für Aufsehen. Die vollständige Rückeroberung der Stadt wäre nicht nur ein symbolischer Sieg, sondern auch ein wichtiger Schlag gegen die Gruppierung, da Mossul neben der syrischen Stadt Rakka lange als Hauptstadt des IS galt.

Die Gewalt werde vorerst aber kein Ende finden, sagt Wladimir van Wilgenburg, Analyst der US-amerikanischen Jamestown Foundation, zur taz. „Der IS wird zu seinen alten Terrortaktiken zurückkehren, anstatt wie ein Staat oder Kalifat zu handeln und weite Landstriche zu beherrschen.“ In den sunnitischen Gebieten des Iraks werde die Miliz weiter aus dem Untergrund arbeiten.

Regierungstruppen haben derweil am Montag einen neuen Vorstoß in die Altstadt von Mossul unternommen. Einheiten der Polizei und einer schnellen Eingreiftruppe seien auf dem Vormarsch, erklärte Generalleutnant Raed Schakir Dschaudat. In den vergangenen Wochen hatten die Truppen versucht, zur Al-Nuri-Moschee vorzustoßen, von der aus der IS einst sein Kalifat proklamierte.

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