Kampagne saubere Kleidung: Proteste gegen Jeans-Marke
Menschenrechtsaktivisten demonstrieren vor "G-Star"-Filialen gegen einen drohenden Haftbefehl für niederländische Aktivisten.
Mit einer Kundgebung vor einer Filiale des Bekleidungsherstellers G-Star in Berlin haben 15 Menschenrechtsaktivisten gegen Unterdrückung der Meinungsfreiheit in der Textilindustrie protestiert. Die Aktion war Teil eines internationalen Protesttages der Kampagne für saubere Kleidung: Weltweit zogen in zwölf Ländern Aktivisten vor die Filialen der niederländischen Marke G-Star.
Mit Bannern und Flugblättern forderten sie den Stopp von juristischen Schritten gegen vier niederländische Mitglieder der Kampagne für saubere Kleidung: Gegen sie soll ein internationaler Haftbefehl verhängt werden, da sie Arbeitsrechtsverletzungen in der Zulieferfabrik Fibres and Fabrics International (FFI) von G-Star im indischen Bangalore über das Internet publik gemacht haben. FFI hat daraufhin lokalen Gewerkschaften und Arbeitsrechtsorganisationen vorgeworfen, falsche Informationen zu verbreiten. Ein Richter in Bangalore gab einer Klage von FFI gegen die niederländischen Aktivisten statt und verhängte eine einstweilige Verfügung. Damit wird den beteiligten Organisationen untersagt, sich in der Öffentlichkeit zu den Produktionsbedingungen zu äußern. Die Kampagne für saubere Kleidung geht davon aus, dass das indische Heimatministerium den internationalen Haftbefehl noch in dieser Woche bestätigen wird und die vier Aktivisten sich dann bei einem niederländischen Gericht vorstellig machen müssen.
Evelyn Bahn vom entwicklungspolitischen Netzwerk Inkota befürchtet nun, dass andere Unternehmen nachziehen und gegen unbequeme Aktivisten einen Maulkorb verhängen könnten: "Es darf nicht sein, dass Unternehmen wie G-Star Gewinne auf Kosten der Arbeiter erwirtschaften und dann in Kauf nehmen, dass Kritiker mundtot gemacht werden", sagte Bahn.
Die Kampagne für saubere Kleidung bemüht sich seit 2005 um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der indischen Fabrik. Damals waren von einer lokalen Gewerkschaft Verletzungen internationaler Arbeitsstandards in dem FFI-Werk dokumentiert worden. Die Angestellten mussten den Informationen zufolge Zwangsüberstunden leisten; körperliche Misshandlungen und Beschimpfungen waren an der Tagesordnung. Infolge des gestiegenen öffentlichen Drucks hatte G-Star kürzlich angekündigt, künftig nicht mehr bei FFI produzieren zu lassen. Das Unternehmen gab jedoch keine Auskunft darüber, wo und unter welchen Bedingungen stattdessen produziert werden soll.
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