: Kalte Stuben?
■ Kein Russengas für Ostdeutschland
Berlin (dpa/taz) – Wenn in der Mitte des Monats Januar östlich der Elbe ein Kälteeinbruch spürbar wird, ist es soweit: Die BASF- Tochter Wintershall Erdgas Handelshaus GmbH (Wieh) droht den Ostdeutschen, den Gashahn zuzudrehen. Schuld aber, so argumentieren auch in diesem Jahr die Wieh-Manager, sei die Konkurrenz, die Verbundnetz Gas AG (VNG), eine Tochter der Monopolistin Ruhrgas AG. Denn die VNG würde einfach den verlangten Preis für den wärmenden Rohstoff, den die Wieh aus Rußland heranführt, nicht zahlen. Die VNG pflegt zu kontern, daß die Wieh Wucherpreise nehme: In Westeuropa sei das Gas nun mal billiger.
Am 20. Januar, so die Wieh gestern, soll es in diesem Jahr soweit sein. Zu Engpässen in Ostdeutschland werde der Lieferstopp nicht führen, so ein Wieh-Sprecher, da die VNG über andere Bezugsmöglichkeiten verfüge.
Ein Sprecher der VNG, die nach eigenen Angaben 93 Prozent des ostdeutschen Marktes versorgt, meinte dagegen: „Mit einem Lieferstopp wäre die Gasversorgung in Ostdeutschland über das Jahr nicht mehr gesichert.“ Kalte Stuben müsse die Bevölkerung allerdings noch nicht befürchten, da riesige Untergrundspeicher die Versorgung absicherten.
Wintershall und VNG rangeln seit drei Jahren um einen langfristigen Liefervertrag, der zwei frühere Regierungsabkommen zwischen der DDR und der Sowjetunion, das Orenburg- und das Jamburg- Abkommen, ablösen soll. Für die Orenburg-Lieferungen ist die Wieh zuständig; für das Jamburg- Gas handelt VNG nach eigenen Angaben die Konditionen mit Gazprom und deren Tochter Gazexport direkt aus. Strittig ist dabei immer der Preis, auf den sich Wintershall und VNG immer erst nach harten Auseinandersetzungen und gerichtlichen Prozessen einigen konnten.
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