Kafi Biermann von den Bläck Fööß zum FC: "Kölsch ist nicht nur Karneval"
Kafi Biermann, Frontmann der Bläck Fööß, über aufopferungsvolle Kölner, Schwaben im Rheinland und seine Vergangenheit als Konditionstrainer des 1. FC Köln.
taz: Herr Biermann, seit 15 Jahren sind Sie der Frontmann der Bläck Fööß. Wo waren Sie vorher?
Kafi Biermann: Konditionstrainer des 1. FC Köln. Christoph Daum hatte mich Ende der achtziger Jahre geholt, weil ich ein besonderes Konzept für das Leistungstraining entwickelt hatte. Zuvor war ich bei den Kölner Haien im Eishockey. Und ich war Dozent an der Deutschen Sporthochschule.
Jetzt spielen Sie in der berühmtesten Band, die es im Kölner Karneval gibt. Gibt es Parallelen zwischen Fußball und Karneval?
Karl-Friedrich "Kafi" Biermann (64) ist seit 1995 Sänger der Kölner Band Bläck Fööß, die gerade ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum feiert. Der gebürtige Westfale ist Diplomsportlehrer und hat vor seiner Musikerkarriere als Dozent und Trainer im Sport gearbeitet.
Vor allem das Singen. Beim FC sagt man ja, dass im Kölner Stadion die halbe Stunde vor dem Anpfiff der eigentliche Höhepunkt ist. Da werden ja auch meist dieselben Lieder gesungen wie im Karneval.
Kann es sein, dass der Karneval den Ernst, den Profifußball ja braucht, verdrängt?
Ja, das stimmt. Die Lockerheit der Rheinländer überträgt sich schnell - sogar auf Schwaben. Ich kenne die Fußballer wirklich sehr gut: Die nutzen jede Chance, sich gehen zu lassen. Diese Mentalität kommt im Rheinland leichter zum Tragen, gerade wenn Karneval ist.
Wir reden von Berufssportlern!
Ach, wenn die Fans vor dem Spiel auf der Tribüne ihren Karneval veranstalten und die Spieler das beim Warmmachen, in der Kabine und beim Einlaufen hören, dann glauben die, es gäbe nichts Größeres auf der Welt als den FC.
Wie eng ist Ihr Kontakt zum FC noch?
Sehr eng, bis zum heutigen Tag. Das gibt es viele persönliche Kontakte: Ich war ja mit Hannes Löhr und Wolfgang Weber an der Sporthochschule, als die ihre Trainerscheine machten. Als ich später Dozent war, haben viele FC-Spieler bei mir studiert. Auch Christoph Daum war in meinen Seminaren.
Gehen Sie noch nach Müngersdorf ins Stadion?
Ja, wenn ich ausgeruht bin und mir ein gutes Spiel erhoffe. Zuletzt war ich beim Heimspiel gegen Mönchengladbach da: Da gingen wir mit zehn Gladbacher und zehn Kölner Kindern vor dem Anpfiff in den Mittelkreis. Bernd Cullmann und Rainer Bonhof, der ja in Gladbach und in Köln gespielt hat, waren dabei, und wir wollten etwas gegen den Hass, der ja zwischen den Fans dieser Vereine immer wieder hochkocht, unternehmen. Ich hatte dem Stadionsprecher vorher gesagt, er soll nichts Besonderes ankündigen. Wir haben dann ein Lied gesungen. Ein paar Gladbacher Fans hatten noch ein bisschen rumgepöbelt, die FC-Fans waren sofort dabei, und am Schluss sangen die Gladbacher auch. Die Aktion war gut, auch wenn das Spiel nachher [0:4; Anm. d. Red.] nicht so toll war. Wir wollen das beim Rückspiel in Mönchengladbach wiederholen.
Vor der Entlassung von Manager Michael Maier, einem gebürtigen Westfalen, hieß es im FC-Umfeld des Öfteren, der Verein müsse kölscher werden. Können Sie uns das erklären?
Kölsch heißt ja nicht nur Karneval. Wenn vom kölschen FC die Rede ist, wird ja vor allem in die Vergangenheit des Klubs geblickt, als es an vielen wichtigen Stellen Menschen gab, die sehr ernst und aufopferungsvoll für den Verein gearbeitet haben. Diese Art Kölner gibt es schließlich auch.
Aufopferungsvoll, ist das schon der Tipp, den Sie dem kriselnden FC jetzt geben?
Ja, es muss mehr Leute geben, die richtig arbeiten. Zu oft ist von Vorstandsleuten zu hören, dass der FC nur ein Hobby sei. Wie hart das Geschäft ist, haben in Köln immer noch nicht alle begriffen.
Können Sie sich vorstellen, sich wieder beim FC Köln zu engagieren?
Punktuell schon, aber mit Frank Schaefer als Cheftrainer ist der Klub auf einem guten Weg. Der hat ja auch bei mir studiert, das ist ein Guter. Schaefer, der schon den FC-Nachwuchs betreut hat, kennt den Verein sehr gut. Das kann man nicht von allen sagen, die mitreden.
Wie kommt eigentlich einer, der in der Welt des Sports zu Hause war, zu den Bläck Fööß?
Ich komme aus einer musikalischen Familie, und auch neben dem Sport war die Musik bei mir immer da. Ich habe oft gedacht: Da oben würdest du auch gerne stehen. Durch Zufall kam die Möglichkeit, und ich habe sie ergriffen. Für mich wurde ein Traum wahr.
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