Kämpfe in Syrien: "Krieg? Können Sie haben!"
Der türkische Außenminister überreichte Syriens Präsident Assad eine "letzte Warnung" seiner Regierung. Der reagierte ungehalten. Sein Land ist auch in der arabischen Welt zunehmend isoliert.
![](https://taz.de/picture/255184/14/assad_davotoglu.jpg)
DAMASKUS afp/dpa | Schlagabtausch mit starken Worten in Damaskus: Als der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu am Dienstag eine "ernste" Botschaft von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan an Syriens Präsident Baschar al-Assad übergab, reagierte dieser ungehalten. "Wenn Sie wegen eines Kompromisses gekommen sind, dann lehnen wir ihn ab. Wenn Sie aber Krieg wollen, dann können Sie ihn haben – in der ganzen Region", zitierten ihn libanesische Medien in Beirut.
In der Botschaft wurde Assad türkischen Medien zufolge aufgefordert, bei der blutigen militärischen Unterdrückung der Protestbewegung in seinem Land Zurückhaltung zu zeigen. Der syrische Präsident riskiere die internationale Isolierung, wenn er damit fortfahre. Die Türkei hatte zuletzt scharfe Kritik an der Politik des Assad-Regimes geübt.
Erdogan hatte am Samstag gesagt, Ankara habe die Geduld mit seinem Nachbarland verloren. Damaskus hatte Ankara im Gegenzug vorgeworfen, die Morde an Zivilisten und Soldaten durch "terroristische Banden" nicht verurteilt zu haben, und zudem die Einmischung in syrische Angelegenheiten kritisiert.
Auch US-Außenministerin Hillary Clinton nutzte den Besuch Davutoglus in Damaskus, um dem Assad-Regime die Haltung Washingtons zu verdeutlichen. Sie habe am Vortag mit dem türkischen Außenminister telefoniert und ihn gebeten, Assad zum Rückzug der Armee in die Kasernen und zur Freilassung der politischen Gefangenen aufzufordern, teilte das US-Außenministerium mit. Kommentare in türkischen Zeitungen kritisierten die Intervention Clintons. Ankara mache sich zum "Postboten Washingtons", hieß es.
Die syrischen Demonstranten riefen Ahmet Davutoglu über ihre Facebookseite Syrian Revolution 2011 auf, am Abend mit ihnen in einer Moschee in Damaskus zu beten, "um den Forderungen des syrischen Volkes näher zu sein".
Weitere Tote am Dienstag
Nach Angaben von Menschenrechtlern setzten die syrischen Sicherheitskräfte ihr gewaltsames Vorgehen gegen Demonstranten auch am Dienstag fort und töteten landesweit mindestens 21 Menschen. Die meisten Todesopfer habe es in der ostsyrischen Stadt Deir al-Sur gegeben, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (OSDH) unter Berufung auf Aktivisten vor Ort mit. Dort seien 17 Menschen ums Leben gekommen. Zwei weitere Personen wurden den Angaben zufolge in der nordwestlichen Region Idleb und zwei in der Stadt Hama im Norden getötet.
In den vergangenen Tagen war die syrische Regierung wegen des gewaltsamen Vorgehens der Armee gegen die Protestbewegung auch in der arabischen Welt zunehmend unter Druck geraten.
In dieser Woche beorderten Saudi-Arabien, Kuwait und Bahrain ihre Botschafter in Damaskus zu Konsultationen in die Heimat. Der saudische König Abdullah kritisierte Syrien in einer Fernsehansprache mit ungewöhnlich scharfen Worten. Laut Menschenrechtsaktivisten starben seit dem Beginn der Revolte Mitte März mehr als 2.000 Menschen.
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