Kämpfe in Libyen: Gaddafis Sohn angeblich tot
Die Behörden melden neben dem Tod von Khamis Gaddafi auch die Festnahme des Ex-Regimesprechers. Doch dieser meldet sich über Facebook.
MISURATA taz | Viele Libyer waren mit der durch einen Anschlag ausbleibenden Wasserversorgung beschäftigt, als Radio und Fernsehsender ihr Programm in der Nacht auf Sonntag für eine Sondermeldung von der Front in Bani Walid unterbrachen.
Reporter verkündeten euphorisch den Tod von Khamis Gaddafi, dem jüngsten Sohn des Diktators. Ein bei den Kämpfen verletzter Journalist des Fernsehsenders Libya berichtete, er habe Gaddafi selbst gesehen. Kämpfer aus Misurata berichteten gegenüber der taz vom Transport des Leichnams in die Stadt.
Vielen Libyer fiel es schwer, die Nachricht zu glauben, wurde der Tod von Khamis doch ausgerechnetet am 20. Oktober, dem Todestag seiner Vaters, gemeldet. Nachrichten aus Bani Walid erreichen den Rest des Landes in Form von unzähligen Augenzeugenberichten und Gerüchten. Journalisten werden noch nicht in die schwer umkämpfte Wüstensiedlung gelassen.
Sicher scheint zu sein, dass sich Bani Walid nun in den Händen der nationalen Armee befindet, die aus eigenständigen Einheiten von Revolutionären besteht. Haus für Haus durchsuchten Soldaten nach wichtigen Anhängern Gaddafis, denen unzählige Verbrechen während der Revolution vorgeworfen werden.
Nicht zum ersten Mal für tot erklärt
In vielen Städten wurde der Tod von Khamis mit Jubel und Hupkonzerten gefeiert. Als Kommandeur der berüchtigten Khamis-Brigaden sorgte der 29-Jährige während der Revolution für Furcht und Schrecken. Im westlich von Tripolis gelegenen Zauwia gilt die Khamis-Brigade als verantwortlich für zahlreiche Verhaftungen und Morde an Oppositionellen. Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass Khamis Gaddafi für tot erklärt wird.
Am 27. August letzten Jahres verkündete das Regime, er sei bei einem Nato -Luftangriff getötet worden. Seitdem wurde er nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Mit Khamis verbanden zahlreiche Libyer bis zuletzt die Möglichkeit eines bewaffneten Aufstands gegen das Parlament, sobald die Unzufriedenheit mit dem Chaos im Land nur groß genug sei. Sollten sich die Informationen aus Bani Walid bestätigen, wäre es das Ende des bewaffneten Widerstandes der ehemaligen Regimeanhänger gegen die neuen Institutionen.
Für Verwirrung sorgte unterdessen ein Bericht über die Festnahme von Gaddafis früherem Regierungssprecher Moussa Ibrahim. Nach offiziellen Angaben wurde Ibrahim am Samstag in Tarhouna, 70 Kilometer südöstlich von Tripolis, gefasst.
Am Sonntag wurde auf einer ihm zugeordneten Facebook-Seite eine Tonbandaufnahme veröffentlicht, in der Ibrahim seine Festnahme dementiert. Allerdings konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob es sich tatsächlich um die Stimme Ibrahims handelte. Ibrahim ist mit einer Deutschen verheiratet und wurde von den Behörden in Deutschland oder Italien vermutet. Er war Sprecher und Gesicht des Gaddafi-Regimes während der Zeit des Bürgerkriegs.
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