: Kämpfe im Tschad
■ Menschenrechtsliga fordert Ende des Bruderzwistes/ „Unterstützungsmarsch“ für Präsident Derby
N'Djamena/Lagos (afp) — Ganz genau wußte am Wochenende niemand, wie es im westafrikanischen Land Tschad aussieht. Während das tschadische Verteidigungsministerium berichtete, die Regierungstruppen hätten in dem neu entflammten Bürgerkrieg die Oberhand gewonnen, bestritten die Rebellen die in der Hauptstadt N'Djamena vermeldeten Erfolge. Zugleich mobilisierte Präsident Idriss Derby seine Anhänger zu einem „Unterstützungsmarsch“. Die Tschadische Liga für Menschenrechte rief ihrerseits zur Beendigung der Bruderkämpfe und zu einer Demokratisierung des Landes auf.
In der Hauptstadt häufen sich derweil die Siegesmeldungen. Die militärische Rebellion im Westen des Landes sei „völlig niedergeschlagen“ worden, betonte das Verteidigungsministerium immer wieder. Und: Die etwa hundert Kilometer nördlich von N'Djamena gelegenen Städte Bol und Liwa seien wieder in der Hand der regierungstreuen Truppen. Insgesamt 400 Gegner, hieß es nach offiziellen Angaben, seien getötet worden. Unter ihnen seien auch die militärischen Anführer der Rebellion, Sougui Saleh (Bataillionschef), und Mahamat Saker Bidon, Chef der Geheimpolizei des von Deby gestürzten Ex-Präsidenten Hissein Habre.
Sprecher der „Bewegung für Demokratie und Entwicklung“ (MDD), der Hauptströmung der bewaffneten Opposition gegen Deby, bestritten im nigerianischen Lagos diese Berichte. Die Städte Bol und Liwa seien nach wie vor in der Gewalt der Rebellen. Berichte über den Vormarsch der Regierungstruppen seien „Lügen“, mit denen die Bevölkerung von N'Djamena beruhigt werden solle. Dagegen wiederum protestierte das Verteidigungsministerium. In der Hauptstadt, hieß es, seien sogar mehrere hundert Aufständische gefangen genommen worden. Außerdem seien 144 Fahrzeuge beschlagnahmt und weitere 40 zerstört worden. Auf Seiten der Regierungstruppen habe es nach ersten Erkenntnissen 25 Tote und 70 Verletzte gegeben.
In N'Djamena zogen am Samstag mehrere hundert Anhänger der regierenden „Patriotischen Heilsbewegung“ (MPS) durch die Straßen, um Präsident Deby zu unterstützen. Gleichzeitig würdigten sie die militärische Unterstützung Frankreichs für den bedrängten Staatschef.
Paris hatte nach dem Beginn der Kämpfe Militärverstärkung in seine ehemalige Kolonie geschickt, in der schon seit Jahren tausend französische Soldaten stationiert sind. Insgesamt 450 Fallschirmjäger aus Toulouse und französischen Garnisonen in anderen afrikanischen Ländern sowie vier weitere Jagdbomber sind seit Donnerstag abend zusätzlich nach Tschad verlegt worden.
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