Kaderschmiede der deutschen Wirtschaft: Immer mehr "Reputationsschäden"
Die European Business School (EBS) aus dem Rheingau soll Fördermittel zweckentfremdet haben. Nun soll die Schule knapp 1,5 Millionen Euro zurückzahlen.
FRANKFURT taz | Die European Business School (EBS) im Rheingau steht unter dem Verdacht, öffentliche Fördermittel zweckentfremdet zu haben. Vom Hessischen Wissenschaftsministerium beauftragte Wirtschaftsprüfer sollen bei der als Kaderschmiede für die deutsche Wirtschaft konzipierten Privathochschule auf zahlreiche "Ungereimtheiten" gestoßen sein.
Wochenlang hatten die Prüfer alle Nachweise aus den Jahren 2009 und 2010 über die Verwendung von Landeszuschüssen gesichtet. Die Zuschüsse sollten vor allem für den Aufbau einer juristischen Fakultät verwendet werden. Es gehe um eine "Vielzahl von Einzelpositionen", sagte eine Sprecherin von Landeswissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU).
Die Ministerin selbst hatte zuvor ankündigt, den Empfehlungen der Wirtschaftsprüfer zu folgen und insgesamt 1,46 Millionen Euro von der EBS zurückzufordern. Die konkreten Vorwürfe wollte sie vor Abschluss des gesamten Prüfverfahrens allerdings nicht bekannt geben.
Insgesamt stellte das Land Hessen für den Bau der EBS-Jurafakultät in Wiesbaden 24,7 Millionen Euro an Steuergeldern zur Verfügung. 17 Millionen davon wurden bereits ausgeschüttet. Die Förderung solcher Eliteeinrichtungen ist Bestandteil des schwarz-gelben Koalitionsvertrages in Hessen.
Die Grünen im Landtag forderten die Ministerin am Donnerstag auf, den Untersuchungsbericht zum Finanzgebaren der EBS den Parlamentariern umgehend zur Verfügung zu stellen. Schließlich gehe es um das Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Das Landesparlament habe deshalb eine "Kontrollpflicht". Kühne-Hörmann erklärte dagegen, es handele sich um "geschützte Daten eines Privatunternehmens".
Ärger bereitet der EBS auch ihr ehemaliger Präsident Christopher Jahns, der sich ab August vor dem Landgericht Wiesbaden verantworten muss. Dem 41-Jährigen wird vorgeworfen, rund 180.000 Euro aus der Kasse der Privatuni für private Zwecke abgezweigt zu haben. Er bestreitet das. Wegen des Verdachts der Untreue war Jahns Anfang April vorübergehend festgenommen worden. Der "Reputationsschaden" sei groß, ließ die Führung der EBS die Öffentlichkeit seinerzeit wissen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Israels Brüche der Waffenruhe
Die USA sind kein neutraler Partner
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles