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Kabinett berät über MaßnahmenNeue Rezepte gegen Burn-out

Die Zahl der psychischen Erkrankungen steigt. Betriebe könnten bald gesetzlich verpflichtet werden, Stressfaktoren zu reduzieren.

Kann der Bundestag helfen? Burnout-Erkrankungen nehmen zu. Bild: Photocase / Jens Lumm

BERLIN taz | Beate Uhlenhoff* fühlt sich wieder gut: „Mein Leben ist nicht mehr die eine große Baustelle.“ Ein Jahr zuvor ging bei der 47-Jährigen, die in einer Hamburger Werbeagentur arbeitet, nichts mehr.

Uhlenhoff war ein Burn-out-Fall, so das allzu verallgemeinernde Schlagwort für diverse psychische Erkrankungen, darunter Depressionen, Angst- oder Schlafstörungen, gepaart mit dem Gefühl völliger Erschöpfung. „Ich war physisch und psychisch am Ende, hatte einen Zusammenbruch, Sprach- und Gedächtnisstörungen und konnte mich teilweise nicht mehr orientieren“, sagt Uhlenhoff. „Es fühlte sich an wie Pseudo-Alzheimer.“

Lange glaubte sie, stressresistent zu sein, arbeitete in leitender Position bis zu 60 Stunden die Woche. „Aber der Druck wurde immer größer, ich konnte ihn nicht mehr abwehren. Familie und Freunde mussten zurückstecken, meine Gedanken kreisten nur noch darum, wie schaffe ich die nächsten Arbeitstage.“

Uhlenhoff ist kein Einzelfall. Die Krankenkassen vermelden jedes Jahr, dass die Anzahl der Fehltage im Job aufgrund psychischer Erkrankungen immer weiter steigt. Klar ist, nicht jede psychische Erkrankung ist allein auf den Job zurückzuführen. Familiäre Probleme sind ebenso ein Stressauslöser. Aber Wissenschaftler sind sich einig: die Anforderungen im Beruf sind gewachsen, Arbeit und Freizeit verschwimmen zunehmend. Psychische Erkrankungen können die Folge sein.

Freiwillig passiert nichts

Die Gewerkschaft IG Metall fordert deswegen eine Anti-Stress-Verordnung. Es geht der Gewerkschaft nicht vornehmlich darum, neue Paragrafen im Arbeitsschutzgesetz zu verankern. Sondern den dort nur allgemein formulierten Anspruch der Beschäftigten auf den Schutz ihrer Gesundheit in einer nachgelagerten Verordnung auch für psychische Belastungen konkret auszubuchstabieren. Bisher gibt es solche verpflichtenden Verordnungen für Gefahrenstoffe oder Lärm, aber nicht für psychische Belastungen.

Mit einer Anti-Stress-Verordnung wüssten die Arbeitsaufsichten, auf welche Stressfaktoren sie zu achten hätten. Und die Arbeitgeber wären gezwungen, zu handeln. „Sie bewegen sich nur, wenn Verpflichtungen existieren“, sagt Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall.

Aber Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zögert. Zwar berät das Kabinett diesen Mittwoch, die Begriffe „psychische Belastungen“ und „psychische Gesundheit“ in das Arbeitsschutzgesetz aufzunehmen. Aber eine Verordnung sieht man skeptisch. Sie würde „’nur‘ bestehende Regelungen konkretisieren“, heißt es aus dem Ministerium. Betriebsklima oder Entscheidungsspielräume ließen sich zudem „kaum zum Gegenstand verbindlicher Regelungen auf Verordnungsebene machen“.

Aber vielleicht fürchtet das Ministerium auch die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Die lehnt bereits die aktuelle gesetzliche Änderung ab. Und sagt: „Eine Anti-Stress-Verordnung ist überflüssig.“ Die BDA sieht die wesentlichen Ursachen für psychische Erkrankungen vielmehr „in genetischen und entwicklungsbedingten Faktoren, im familiären Umfeld, im Lebensstil und im Freizeitverhalten“.

Die Macht der Arbeitgeber

Doch der Druck auf die Regierung wächst. Ende November haben sich auch die Arbeits- und Sozialminister der Länder einstimmig für eine Verordnung ausgesprochen. Hamburg bereitet derzeit eine entsprechende Bundesratsinitiative vor.

Damit könnte Deutschland aufholen, denn es ist in Sachen Schutz vor psychischen Belastungen in Europa allenfalls Mittelmaß. Als 2004 eine – unverbindliche – EU-Rahmenvereinbarung zur Vermeidung von Stress am Arbeitsplatz verabschiedet wurde, erließen 13 Mitgliedstaaten neue Gesetze. Deutschland war nicht darunter. Als Vorreiter beim modernen Arbeitsschutz gilt Dänemark. Dort wird jeder Betrieb auch auf psychosoziale Belastungen überprüft. Läuft etwas bedenklich, werden die Arbeitgeber verpflichtet, mit konkreten Maßnahmen gegenzusteuern.

Beate Uhlenhoff ist derweil wieder auf den Beinen. Ein schneller Platz in einer Psychotherapie, eine längere Krankschreibung, eine fünfwöchige Reha, aber auch Antidepressiva halfen ihr dabei. Und nicht zuletzt verständnisvolle Kollegen, denen sie alles erzählte. „Heute arbeite ich nicht mehr als fünfzig Stunden die Woche und kontrolliere, bis zu welchem Punkt es mir noch gut geht.“ Ein Achtsamkeitstraining mit Yoga und Meditation hilft ihr dabei.

Sie wünscht sich mehr Aufklärung über das Thema, „aber auch Vorgesetzte, die begreifen, wann es Zeit ist, die Mitarbeiter nach Hause zu schicken“.

*Name geändert

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30 Kommentare

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  • I
    irmi

    ich spreche aus gemachter Erfahrung bei meiner Fa. ging es in den letzten Jahren nur darum, den Profit zu steigern, egal wie. Wenn man das Wort Mobbing in den Mund nahm, wurde einem gesagt man solle aufpassen was man sagt. Gespräche im Personalbüro haben nichts gebracht Je mehr man merkt, du bist allein desto schlimmer wird die psychische Belastung, man muss still sein um den Arbeitsplatz ja nicht zu verlieren. Aber man merkt immer mehr wie einem die Kraft verlässt, man ist sehr schnell am Wasser gebaut, man kann nicht mehr schlafen, es graut einem aufstehen und die Arbeit gehen zu müssen. Man traut keinem mehr im Betrieb und man traut sich selbst nichts mehr zu. Man versucht Gespräche zu führen das da Menschen arbeiten und keine Robotter, desto schlimmer verhielten sich die Vorgesetzten, die alles taten um ihre Position halten und ihr hohes Gehalt, ihre Bonis noch steigern zu können. Es wurde gelogen und denunziert was das Zeug hielt. Jedes Jahr das gleiche Grauen wenn die Jahresbeurteilung zu besprechen war. Je mehr man alles tut um ja gut zu sein, um ja das ganze Pensum zu schaffen, desto mehr Kraft verliert man und dann geht nichts mehr. Weil sich einfach zeigt, egal wie viel ich leiste, es ist dem Vorgesetzten nie genug, man wird immer mehr als nutzlos bezeichnet. Man geht zum Seelendoc um besser mit all dem klar zu kommen, es nutzt nichts, man ist ausgebrannt und leer. Das nenne ich Burn out.

    Warum geht man davon aus, das nur Manager od. Fussballspieler Burn-out haben. Der einfache Angestellte steht nicht in der Positition ein Burn out haben zu dürfen ?Die einfachen Angestellten sind es doch, die eine Fa. zum Erfolg bringen (müssen) , damit die Manager gut dastehen und gut verdienen, oder sehe ich da was falsch. Was das Leben der einfachen Angestellten so unerträglich macht ist die Geldgier der einen od. anderen Fa., die Machtgeilheit und Geldgier der entsprechenden Vorgesetzten. Jedes Jahr müssen noch mehr Millionen Umsatz gemacht werden auf Kosten der Gesundheit der Angestellten ? Wo bleibt der Staat, die Gesetze, damit gegen Mobber vorgegangen werden kann, damit das endlich aufhört ?

  • M
    Mier

    @ Vatti:

     

    Das klang tatsächlich recht abgedroschen/0815/nachgeplappert, aber ich finde es wirklich keine schlechte Idee mal die Kontrameinung in die Runde zu werfen.

     

    @ Bertram:

     

    Aus meinem Berufsleben kenn ich es nicht, dass Psychologen Patienten gegenüber irgendwelche Schuldzuweisungen vornehmen. Die Entstehung einer psychischen Krankheit ist immer sehr komplex und beladen mit Wechselwirkungen und komorbiden Erkrankungen (seien sie physisch oder psychisch). Ich würde behaupten sie entstehen immer multikausal.

    Die Diagnostik, Krankheitslehre und damit auch Interventionen sind heute noch weitgehend an ein kategoriales Verständnis von psychischen Erkrankungen gebunden, da Wechselwirkungen und Ätiologien immer noch nicht ausreichend verstanden werden. Das versucht psychologische Forschung seit Jahrzehnten zu ändern. Neue Neurowissenschaftliche Methoden können dabei helfen, erzählen aber immer nur einen Teil der Wahrheit und jeder halbwegs fähige Neurowissenschaftler weiß das.

    Äußere Umstände sind ja nun leider nicht immer zu ändern. Wenn das nicht, oder nicht zügig, möglich ist, bleibt doch nicht viel anderes als Möglichkeiten in sich selbst zu finden um den Umgang mit schwierigen äußeren Umständen zu verbessern.

    Und eine Psychotherapie beinhaltet im Idealfall die Identifikation von verursachenden und aufrechterhaltenden Faktoren in der Umwelt des Patienten und damit dann auch die Suche nach Wegen diese zu modifizieren. Die heutige Psychologie/Psychotherapie macht es sich nun wirklich nicht so einfach zu sagen: Patient krank, Patient Schuld, Patient falsch, Patient ändern, Patient gesund. Das dies keine dauerhafte Genesung bewirken kann ist schon klar.

  • BI
    Bertram in Mainz

    Psychotherapie als Hilfe? Wer's mag ...

    Es sind doch die Psychologen, die ständig irgendwelche unsinnigen Rezepte haben.

    In den 1970er Jahren musste dauernd "die Gesellschaft verändert werden". Gerade die "Leistungsgesellschaft" wurde kritisiert.

    In den 1980er und 1990er Jahren konnte angeblich jeder alles erreichen. Wer es nicht schaffte, war selbst schuld und musste in Therapie.

    Jetzt plötzlich ist man selbst schuld, wenn man sich zu viel zugemutet hat. Da muss man gleich wieder in Therapie.

     

    Die Psychiater sind da nicht besser. In den letzten Jahrzehnten hat die Hirnforschung unglaublich viel gelernt. Das verführte zu der Annahme, man könne alle psychischen Beschwerden auf dieser Basis lösen. Der Denkfehler dabei: Neuronale Erklärbarkeit sagt nicht unbedingt etwas über die wirklichen Ursachen aus.

     

    Ich vergleiche es gerne mit einem Thermometer, das nur 15 Grad statt 20 Grad anzeigt. Das kann man neu justieren, und dann zeigt es 20 Grad. Der Denkfehler: Man sollte vorher mal schauen, ob es nicht vielleicht wirklich nur 15 Grad warm ist. Dann ist nicht das Thermometer kaputt, sondern die Heizung oder sonst etwas.

     

    Was ich damit sagen will: Es wird zunehmend Mode, Probleme zu leugnen. Ja, die Probleme sind schon echt und auch ganz schlimm. Aber sie sind angeblich eine falsche Verarbeitung durch den Betroffenen selbst. Die Therapie zielt dann auch darauf ab, die "falsche Einstellung" durch die "richtige Einstellung" zu ersetzen.

     

    Wenn jemand wirklich Probleme in sich selbst hat, soll er schnell eine geeignete Therapie finden. Keinesfalls jedoch darf Therapie zum Ersatz für eine Problemlösung werden, wenn die äußeren Umstände nicht in Ordnung sind.

     

    Mein persönlicher Wunsch: Man sollte auch negative Gefühle aussprechen dürfen, ohne dass gleich Psychokram als Antwort kommt. Das beginnt schon mit scheinbar kleinen Bemerkungen. Man hat sich geärgert. Antwort: "Nun reg dich mal nicht auf." "Du musst das positiv sehen." "Das liegt an einem selbst." Könnte man freier sprechen, würden sich Probleme gar nicht so aufstauen.

  • N
    Noname-Vatti

    Danke für die Erwiderungen, die nicht ganz unerwartet kommen. Ich wollte einfach mal einen Kontrapunkt setzen und ein wenig von der politisch korrekten taz-Linie abweichen. Und das ist mir offenbar auch ganz gut gelungen. Danke.

  • W
    willibald

    @Papperlapapp: Über manche ernsthaften Dinge sollte man im Zweifelsfall lieber keine Scherze zweifelhafter Qualität machen, dann wird man auch nicht missverstanden, gell. Was meine Lesefähigkeiten betrifft brauchen sie sich übrigens absolut keine Sorgen zu machen. ;-)

     

    Zur allgemeinen Info:

    Mal den Wikipedia-Artikel über Burnout-Syndrom lesen. Interessant und informativ.

  • M
    Mier

    @ Vatti:

     

    Und genau diese Einstellung macht den Umgang mit psychischen Erkrankungen, die durch (auch jobbedingte) Überlastung entstehen, noch um einiges schwieriger. Wie sehr würd ich mir wünschen, dass genug Aufklärung über solche Erkrankungen stattfinden kann und es zu solchen Aussagen nicht mehr kommt. Ich schätze auch mal, dass die Beobachtungen nicht gerade wissenschaftlich gestützt sind, sondern durch eine wahrscheinlich getrübte/subjektive Wahrnehmung entstanden. Ich empfehle mal einen mehrwöchigen Aufenthalt auf einer psychiatrischen oder psychosomatischen Station, da mag sich diese Sichtweise schnell wieder ändern. Ohne es am eigenen Leib gespürt zu haben, stelle ich mir einen Nervenzusammenbruch ziemlich grausam und erschreckend vor. Und irgendwie kann es so schwer nicht vorstellbar sein, dass solche durch übermäßigen Stress und Druck entstehen. Das arbeitsbezogener Stress und Druck mit fortschreitendem Zeitalter eher zum größeren Problem wird, sollte so langsam auch deutlich geworden sein.

    Ich will damit nicht sagen, dass Burn-Out eine besonders gelungene Kategorie für eine mehr oder minder kategorisierbare Gruppe an verschiedenen Belastungssymptomen ist. Darüber lässt sich ganz klar streiten und das tut die psychologisch-psychiatrische Fachwelt ja schließlich auch.

    Und auch kann ich nicht ausschließen, dass es Arbeitnehmer gibt, die diese Erkrankung instrumentalisieren. Das sollte allerdings kein Gegenbeweis für die Existenz solcher Erkrankungen sein dürfen.

  • K
    Killyabossandgohome

    Da das biologische notwendige maximal 32 Jahre beträgt, sind alle, die länger leben selber Schuld.

  • P
    Papperlapapp

    Also @Willibald , ja ! Sie tun mir Unrecht . Was kann ich dafür , dass Sie nicht lesen können . Nun ja , ich Optimist hatte gedacht , so dick aufgetragene Ironie müßte eigentlich jeder mitbekommen .

    Also : Versuch's noch mal , ja ?

  • JB
    Jens Brehl

    Burnout ist unbedingt ernst zu nehmen, auch wenn Einzelfälle eine derartige Erkrankung aus unterschiedlichen Gründen vorschieben. Natürlich haben wir fast alle Stress an der Arbeit und sonstigen Druck, dennoch möchte ich nicht behaupten, dass Burnout rein durch Überarbeitung / Überforderung verursacht wird. Vielmehr ist es eine Entfremdung von sich selber und man sucht häufig vergebens nach dem Sinn des eigenen Handelns. Warum beute ich mich x-Stunden die Woche aus, damit die Unternehmensbilanz noch besser ausfällt und dergleichen. Die Fragen nach dem Sinn der eigenen Existenz können vielfach nicht beantwortet werden. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass dies sehr gefährlich sein kann. In meinem Buch "Einmal Hölle und zurück - Mein Weg aus dem Burnout in ein neues Leben" gebe ich tiefe Einblicke in meine persönliche Geschichte. Da ich das E-Book als kulturelles Gemeingut veröffentlicht habe, kann es unter http://www.jens-brehl.de/journalist/buch/ kostenfrei heruntergeladen werden. Wie bei taz.de ist ein finanzieller Beitrag freiwillig.

  • D
    dani

    @Psychotherapie

     

    Wenn sie soviel Geld wie die Frau im Artikel verdienen können sie sich privat(-versichert) sehr schnell einen TherapeutInnen zulegen. Nur als einfacher KAssenpatient warten sie ewig.

  • S
    steffi

    Solange es immernoch Arbeitslose gibt, die den Platz des ausgebrannten Mitarbeiters sofort einnehmen um ebenfalss 120% Leistung zu erbingen, so lange ändert sich nichts. Die Einwanderung von qualifizierten Arbeitnehmern hat ja genau den Sinn, das Angebot an Arbeitnehmern auch in zukunft aufrecht zu erhalten und die übertaktete Wirtschaft weiter wie bisher machen zu lassen. Rot-Grün hat daran nichts genändert.

  • V
    Vatti

    Ich denke, die neue Modekrankheit "Burn-out" wird von vielen Arbeitnehmern einfach vorgeschoben, um einer chronischen Überforderung im Beruf (z.B. weil der Job einfach eine Nummer zu groß für sie ist)eine Zeitlang zu entkommen oder um einfach mal einen längeren bezahlten Zusatzurlaub zu nehmen. Mir fällt jedenfalls auf, dass sich vor allem leistungsschwächere Mitarbeiter mit wenig Überstunden und keinerlei Anzeichen von Überanstrengung gerne auf einen "Burn-out" berufen, während offenkundig überlastete Mitarbeietr alles daransetzen, um sich in den noramlen Erholungsurlaub zu "retten". Beides ist nicht gut. Aber weitaus mehr Sympathie habe ich für die zweite Gruppe.

  • HB
    Heinrich Bruns

    Manche Menschen sehen von Außen betrachtet kerngesund aus, doch das kann täuschen, weil psychische Krankheiten sind nicht sichtbar. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Heute weiß ich, dass ich mir selber was vorgemacht habe, als die Seele um Hilfe schrie, doch ich nicht auf sie gehört habe: Die Innere Stimme die laut schrie: Bitte höre auf und sage Nein, ICH kann nicht mehr.

  • UR
    Uwe Roos

    Psychische Erkrankungen in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen und Ausprägungen, sind der Tribut, den eine überforderte Leistungs- und Konsumgesellschaft zahlen muss. Der Preis ist hoch und die Folgen für den Einzelnen und die Gesamtgesellschaft müssen ehrlich und nachhaltig benannt werden. Was aber geschieht, ist eine Spaltung der Gesellschaft in ihrer Pathologie. Es wird eine Wertigkeit der Erkrankungen konstruiert, die die eigentlichen Probleme außer acht lassen. Ein in der Medizin und Therapie nicht statthafter Begriff, der des „Burnout“ wird als Branding und Trophäe den Leistungsträgern zugeschrieben. wer „ausgebrannt“ ist, hat für das gesellschaftliche Wohl und die eigene monetäre Mehrung unverzichtbares geleistet. Der Mensch hingegen , den die Depression als Ausdruck von Fehlanpassung an chronischen Stress, sowohl somatisch als auch physisch erkranken lässt, wird als „Minderleister“ und Simulant oftmals denunziert. In diesem Kontext können natürlich keine zielgerichteten Diskussionen und praktischen Lösungen erwachsen. Teile der Gesellschaft möchten diesen Ist-Zustand so lange beibehalten, wie in ihrem Interesse eine Funktionalität gewährleistet ist. Das die Folgen dieses Handels in eine gesellschaftliche Katastrophe münden kann, wird dabei billigend in Kauf genommen. Depressionen durch physische und psychische Überlastung müssen keine Begleiterscheinungen einer modernen auf Maximierung ausgerichteten Gesellschaft sein. Wenn aber ein generelles Bewusstsein fehlt, Konkurrenzdenken und Lemming-Menthalität als

    gesellschaftliche Normwerte akzeptiert werden, findet kein Lösungsansatz einen Widerhall.

  • P
    Paula

    "Die BDA sieht die wesentlichen Ursachen für psychische Erkrankungen vielmehr „in genetischen und entwicklungsbedingten Faktoren, im familiären Umfeld, im Lebensstil und im Freizeitverhalten“."

     

    Was für eine Unverschämtheit!!!!!!!!! Ich fasse es nicht, dass Lobbyismus stärker gewertet wird als der Schutz der Arbeitnehmer. Mit solch einem Totschlag- Argument kann eine solche Verantwortung der Arbeitgeber nicht einfach abgewälzt werden! Ich bin richtig sauer! Arbeitnehmer verbringen 60% Ihrer Lebenszeit am Arbeitsplatz, da haben Arbeitgeber eine wichtige Verantwortung - denn die Entwicklung in dieser Zeit ist stark vom AG abhängig! Da wird über mangelnde Bindungsbereitschaft von MA gesprochen - oh Wunder, bei solchen Aussagen ist das die logische Konsequenz. Also lieber BDA: erst denken, dann sprechen!

  • K
    karakoram

    @ Noname

     

    Und durch so ein unempathisches Verhalten entsteht dann im Anschluss (bie Rücckehr in den Betrieb) Mobbing. Burn-Out hat auch was mit einer Schamspirale zu tun, das macht man nicht publik und versucht, den Schein zu wahren, solange es geht. Und darüber hinaus.

     

    Desweiteren können Sie ja mal versuchen, ihrem Chef zu sagen, sie müssen weniger arbeiten und sich über Empathie und Verständnis seinerseits freuen. Auch haben die meisten Chefs selber Chefs und über Arbeitsaufkommen gar keine Handhabe.

     

    Beides schon erlebt.

     

    Missbrauch zu verallgemeinern ist genau die Propagandamethode, mit der man auch die Hartz-4-Klientel gegeneinander hetzt. Aber es klappt ja...

     

    Das Problem ist systemimmanent, wie hier auch schon geschrieben wurde. Der Hebel des einzelnen Arbeitgebers ist gar nicht lang genug. Es muss sich Grundsätzliches ändern.

  • W
    willibald

    @noname, @papperlapapp: Höchst geistreiche Beiträge.

    Hättet ihr euch selbst und den Lesern hier besser erspart.

    Wer in seiner engeren Umgebung einmal das Leiden von Burnout Betroffener miterleben musste, würde so einen geistigen Dünnsch*** nicht zum Besten geben. Hauptsache euch gehts gut.

    Wie es hier bereits von Jemandem geschrieben wurde:

    Unsere Großeltern und Eltern haben ausdauernd gegen große Widerstände für kürzere Arbeitszeiten und ausreichende Erholungszeiten gekämpft. Wer die permanente soziale Demontage die seit Kohl, Schröder&Co stattfindet immer noch nicht wahrgenommen hat, kann m.E. nur hinter dem Mond oder auf einem anderen Planeten leben.

  • F
    felix

    Meine Rettung vor dem Burnout waren: Epiktet, Epikur und Diogenes von Sinope. Ausserdem fand ich die Lektüre des "Asket-Reports" sehr lehrreich, diese kann man sich mit etwas Suchen kostenlos aus dem Netz ziehen. Das Buch "Wer wandert braucht nur, was er tragen kann" von Anne Donat ist auch sehr empfehlenswert.

     

    Nach der Umstellung meines Haushalts war ich in der Lage jeder Zeit meinen Wohnort mit dem Fahrrad als einziges Transportmittel zu wechseln. Man gesamter Hausrat passt nun in vier Packtaschen, eine Futon-Rolle, der Rest in einen Fahrradanhänger.

     

    Ich verkaufte mein Auto und verwende statt der Toilette einen WC-Sitz mit Eimer, um so wenig Wasser wie möglich zu verbrauchen.

     

    Wäsche wird im Waschsalon gewaschen. Nicht nur, um eine eigene Waschmaschine einzusparen, sondern weil man dort auch unter Menschen kommt und mit anderen reden kann.

     

    Im Urlaub packe ich alles aufs Fahrrad und toure durch Europa. Geschlafen wird kostenlos im Biwaksack oder mit Hilfe der Couchsurfer.

     

    Meine Lebenshaltungskosten betragen inklusive Miete und Nebenkosten ca. 500 Euro im Monat. Von meinen Ersparnissen kann ich auch mit Wohnung eine ganze Weile leben. Mit Fahrrad und Zelt könnte ich bis zu meinem Lebensende ohne Arbeit und Hartz IV ohne fremde Hilfe leben. Zwei mal habe so schon eine Auszeit von jeweils drei Monaten genommen. Einmal für eine große Europareise mit dem Fahrrad, ein zweites mal für einmal über den Atlantik und zurück mit einer Segelyacht. Hand gegen Koje.

     

    Wenn mir mein Chef zu blöd kommt sage ich ihm einfach meine Meinung. Mir kann ja nichts passieren. Ein Jobverlust wäre mir gerade recht.

     

    Hartz IV wäre für mich auch kein Desaster, da ich kaum Geld zum Leben benötige.

     

    Es ist alles nur eine Frage der Einstellung und einer gesunden Bescheidenheit.

     

    Angst vor Burnout müssen nur diejenigen haben, die ihr Glück an unnütze Materie binden. Aber in der Natur braucht man sich keine Sorgen machen - es geht immer irgendwie weiter.

     

    "Wer vom folgenden Tag am wenigsten erwartet, begrüßt ihn am freudigsten" In diesem Sinne.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Erkrankungen schon im Vorfeld erkennnen und Sbhilfe schaffen.

  • C
    cource

    man könnte sich ja bescheiden und irgendwo für ein paar euro auf putze machen, aber nein: ich doch nicht, bin zu etwas besserem geboren--möchte der welt beweisen, dass ich auch was kann, mithalten kann usw.--erst wenn wir in der lage sind uns von diesem "anerkennungszwang" zu lösen wird sich die seele bei uns mit wohlbefinden bedanken

  • HW
    Hallo Wolfgang,

    Deine kommunistische Propaganda kannste stecken lassen. Das kommt von Dir: "Psychische Anpassung und Integration in die fremdbestimmten Strukturen...". So war es in der Diktaktur des Proletariats in der "DDR". In diesen Scheißunterdrückerstaat "DDR" scheinst Du nicht gelebt zu haben.

  • N
    Noname

    Mit "konkreten Maßnahmen gegensteuern", ist ja schön und gut. Aber ich kenne Kollegen, die sind qietschfidel, sehen aus wie das blühende Leben, zeigen nicht die geringste Spur einer Überlastung, haben nie über irgendetwas geklagt oder sich mit Überlastungsanzeigen an ihren Vorgesetzten gewendet, und dann schicken sie von heute auf morgen ein Attest mit der lakonischen Begründung Burn-Out. Danach fehlen sie dann eine Woche, zwei Wochen... 7 Wochen, 8 Wochen. Dann kommen sie zurück, als wäre nichts gewesen, sehen aus wie das blühende Leben, sind gut erholt und verkünden gut gelaunt: "Ich hatte einen Burn-Out, jetzt gehts mir wieder gut". Kein Wort der Begründung, der Erklärung, einfach nix. Was soll man davon eigentlich halten? Machen es sich Arbeitnehmer und Attestärzte nicht manchmal etwas zu leicht mit der Diagnose "Burn Out, Burn out, Burn-out, Burn-Out oder Burnout"? Und hat der Arbeitnehmer nicht auch eine Verpflichtung, tatsächliche Überlastungen seinem Vorgesetzten rechtzeitig zu melden, damit dieser überhaupt "mit konkreten Gegenmaßnahmen gegensteuern" kann? Fragen über Fragen.

  • W
    Wolfgang

    Die Hauptursache für psychische Erkrankungen, die kapitalistische Gesellschaftsordnung überwinden und aufheben!

     

    Wir müssen die alltägliche Unterwerfung, die Konkurrenz, die kap. Gesellschaftsordnung überwinden.

     

    Das Ausklammern der sozial-psychologischen, sozial-ökonomischen, sozial-ökologischen und gesellschaftspolitischen Ursachen für psychische Erkrankungen im Kapitalismus bzw. der (A)"Sozialen Marktwirtschaft" (der realen Diktatur der Finanz- und Monopolbourgeoisie, deren Spekulanten und Administrationen), führt zu keiner psychischen Gesundung beim Menschen.

     

    Psychische Anpassung und Integration in die fremdbestimmten Strukturen: Erwerbsarbeit, Erziehung zur Anpassung und analoges Familienleben, (Konsum-) 'Freizeit und Gesellschaft', ist keine dauerhafte 'individuelle' und gemeinschaftliche Lösung für psychische Probleme und Erkrankungen.

  • Y
    York

    Wikipedia Gründer Jimmy Wales warnt seit Jahren vor der Anwendung der sozialen Kontrolle. Ein Berufsfeld ist voll und man versucht völlig liberal das Volk dazu zu zwingen einen anderen Weg einzuschlagen.

  • DR
    Dr. rer. Nat. Harald Wenk

    Da "psychische Krankheiten" nach einer und "rechtzeitge Austiegsfrist" und Schamfrist einer rein köperlichen, nämlich neuroCHENMISCHEN, pharmakologischen Behandlunge mit Psyhiatrie, auch in psychoSOMATISCHEN Kliniken, zugeführt werden, handelt es sich um eine der vieln vielen vielen vielen vielen "Etikettenschwindel".

     

    Daher dürfte man es nciht ins Gesetz schreiben.

     

    Selbstverständlich ist zum Exemeple das "größte Glück der größten Zahl", das Volkswohl, mathenmatcih.neruologisch beweisbar. daher die Vermeidung der enstprechende Statistiken, mit einer so harten Konkurrenzwirtschaft nicht erreichbar und wird auch aktuell weit weit weit weit verfehlt.

     

    Es gilt tatscäghlich Nietzsches Satz.

    "WAhnsin ist bei dem EINZELNEN die Ausnaghme, bei Völkjern, Zeiten Grupppen (auch in Firmen H.w.) dier Regel". Also, der eiizelne Mensch badeet die kastropahle "Weltordnung" ausbaden. "Es gibt kein richtiges Leben im Fasclhen" (Adorno).

     

    Stress ist eine allbekannte neurologisch basierte Reaktion des Menschen auf Überlastung, wenn ich das mal "entzerren" darf, einme moderne Zivilsisariuonskarnkheit, chronsoche Überbelastung.

     

     

    Selbstverständlich hat sdie Menschheit sehr viele Technuken gegen Stress erfunden: "DIe tiefe Ruhe Asiens" (Nierzsche), "In der Ruhe liegr die Kraft" (germainsich), die sich in den neurlogisch sehr wirksamen extrewn ausgefeilten Yogaübungen am bekanntsteten wiederfinden.

     

     

    Gegen dauernden Raubbau an der Neurologie des Menschen, die durch Existenzängste der Politik der Angst noch verstärkt werden, haben es auch ausgefeilte Yoagübungne schwer, vor allem, wenn es die falschen sind und kaum gemacht werden.

     

    Zusätzlich ist Yoga in der westlichen Medizin gerade noch geduldet, es kommt schon mal "Kontra(Indikation)".

    Ja, und dann kan nder Arzt, Psyvahiter, das Yoga auch gut neurochemisch konterkarireren.

    Das wird wohl auch gemacht(!!!!).

     

    Zynischerweise gibt es Krankschreibungen fast nur im Junktim mit "psychsicher Karnkheit!" und "Psychiatrie" - ein zu zu starkes Argument, psychiatrische Diagnosen, zudem einsozialisiert vertrauensselig, anzunehemen,

     

    Zwangspsychiatrie gibt es im Gegensatz zue sonstt kaum vorhandenen sonstigen Zwangsmedizin, weil das subjektive Schmerz- und Wohlbefinden des Patienten nicht mehr, WIE EIGENTLICH VORGESEHEN, der Masstab ist und die Patienten extrem unzfrieden sind.

     

    So, das ist also das Minenfeld der hochdotierten Interessen mit stärksten institunionellen Anhängen.

     

    Die westliche Neurlogie zieht sich vom Yoga und der Psychosomatik kaum etwas an. Wie in der Philsophie auch. Schopenahuwe rudn Nietzsche wiesen auf die eher Überlegenheit der indischen Philosophie, sogar "Soziologie" hin. Vergeblich. Die westlichen Mediziner wollen eben "Chef im Ring" sein - wie in allen andern Berufen auch.

     

     

    Die Foucault- bzw. Russeltribunale gegen die Psychiatrie sollten Warnung genug sein. Mann/Frau hat nur ein Gehirn und eine Seele - lasst es nicht freiwillig zerstören -aus Konventionalismsus, Angst und

    Nachgeben gegen den sozialen Druck, der uns alle zermalmt.

     

    Eine patverfü schützt vor Zwangspsychiatrie (!!!).

     

    25 Jahre weniger Lebenszeit im Mittel (Selbsmittätrerschaft am

    1/3 Mord durch die Psychiatrie. ).

     

     

    DIe Ursache des Leids prophylaktisch verhindern ist echter asiatischer Humansismus a la Buddha und Yoga.

    Deshalb poste ich das hier.

  • P
    Papperlapapp

    Die sollen sich nicht so hängen lassen ! Die Wirtschaft brummt , und zwar bei Vollbeschäftigung ! Jede /r wird gebraucht , und alle müssen aus sich rausholen , was drin ist ! Sonst holen uns die Chinesen oder Bangladeschis . Wollen wir das ???

     

    Jaa issdochso, oder ?

  • B
    Bastler4711

    und endlich wieder: ein neues Beamtenprivileg! Natürlich offiziell für alle (;D) so wie das Sabbatjahr, der Fortbildungsurlaub, die Frühpensionierung, etc.

    Sozialismus ist wenn alle feste arbeiten müssen, damit es den Staatsbesitzern an nichts, auh an gar nichts mangelt.

  • B
    Bernd

    Die BDA sieht die wesentlichen Ursachen für psychische Erkrankungen vielmehr „in genetischen und entwicklungsbedingten Faktoren, im familiären Umfeld, im Lebensstil und im Freizeitverhalten“.

     

    Bitte? Wie soll denn jemand mit 50-60 Wochenstunden zzgl. Wegezeiten (oft nochmal 10 Wochenstunden) und ggf. noch mit Kindern im Haus noch ein "Freizeitverhalten" haben? Unsere Eltern haben für die 35-Stundenwoche gekämpft. Eine echte 42-Stundenwoche wär heute für viele schon ein Fortschritt!

  • P
    Psychotherapie

    "Ein schneller Platz in einer Psychotherapie,..."

     

    Wo gibt es denn noch schnell Plätze für eine Psychotherapie?

     

    Das ist dann vermutlich eher durch Zufall oder Beziehungen entstanden...

  • I
    Ireneluise

    Solange den Arbeitgebern zur Konsolidierung ihrer Betriebe nichts anderes einfällt, als Personalkosten einzusparen, haben sie das wesentliche einer gesunden Arbeitsbeziehung nicht begriffen. Da werden neue Verordnungen nicht viel bringen.

    Zudem kommt der Druck auch von außen. Auch Ministerien, die für Bildung und Arbeit oder andere soziale Belange zuständig sind, vergeben Aufträge, indem sie nach dem billigsten Anbieter suchen und dabei ist es ihnen wurscht, auf wessen Kosten derjenige, der den Zuschlage bekommt,den Auftrag erfüllt.

    Insofern ist auch die Aktion "www.unternehmen-unternehmen-gesundheit.de" eine echte Farce.