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Kabelklatsch

■ Im Offenen Kanal: Kurt Tucholsky

Die Kamera fährt durch eine holzgetäfelte Wohnung mit vielen Pflanzen und Teppichen und Beistelltischchen und — Büchern. Dann verharrt sie auf einem Stapel Taschenbücher: alle von Kurt Tucholsky.

Und eine sonore Männerstimme erinnert mit den Worten Erich Kästners daran, daß Tucholsky für Fünfe schrieb: Peter Panther, Theobald Tiger, Ignatz Wrobel und Kaspar Hauser waren seine Pseudonyme, unter denen er in den 30er Jahren „mit der Schreibmaschine die Katastrophe aufhalten“ wollte.

Hermann Siemering hat die 10-Minuten-Sendung für den Offenen Kanal gemacht — er auch ist für den Rest der Sendezeit im Bild, mit braungemustertem Hemd und schon etwas lichtem Haar und einer Brille, die er wie Kulenkampff „Kuli“ in seinen nächtlichen Deutschlandgedanken tiefsinnig auf der Nase verrückt.

Von Tucholskys Aktualität spricht er und dann liest erdrei Tucholsky Gedichte vor, mit so anregenden Zeilen wie die von der zerstörten Flitterwochen- Idylle:

„Dann kocht sie Milch / die Milch kocht über. / Dann macht er Krach / sie grämt sich drüber“

-und es war einfach nett, mal wieder was vom alten Kurt zu hören, Naivität der Inszenierung hin, Beschränktheit der filmischen Mittel her. Cok

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