KULTURPOLITIK: Wenig Geld für die freie Szene
Das Budget der Senatsverwaltung für Kultur wird um acht Millionen Euro jährlich erhöht - freie Szene und bildende Künste bekommen nur wenig ab.
Die einen nennen es einen Glücksfall für die Künstler in der Stadt – die anderen sagen Almosen dazu. Der Etat der Berliner Kulturverwaltung soll in den Jahren 2012 und 2013 jährlich um 8 Millionen Euro steigen. Darauf verständigten sich die Fraktionen von SPD und CDU am Montag im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses. Das Budget des Regierenden Bürgermeisters und Kultursenators Klaus Wowereit (SPD) wächst somit von insgesamt 362,4 Millionen Euro im Jahre 2011 auf über 370 Millionen Euro bis 2013 an.
Während jedoch Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) auf der Sitzung von einer „sehr guten Grundlage“ für die Kultur in den kommenden Jahren sprach, warf die Opposition der großen Koalition Schönfärberei und keine ausreichende Förderung der freien Szene vor.
Eine Million für die Freien
Nur eine Million der bereits im Koalitionsvertrag vorgesehenen Erhöhung der Kulturförderung beabsichtigt der Senat nun zusätzlich in die freie Szene und die bildenden Künste zu investieren. 500.000 Euro davon sollen als Förderung an bildende Künstler und ihre Produktionen fließen, der Rest wird an die freien Gruppen und Kompanien verteilt werden, betonte die Senatskulturverwaltung bei den Etatberatungen am Montag.
Darüber hinaus ist vorgesehen, 100 neue Ateliers und 25 Proberäume für Musiker bis 2012 entstehen zu lassen. Brigitte Lange, kulturpolitische Sprecherin der SPD, forderte, die Zuwendung von 1 Million Euro jährlich „dauerhaft“ einzurichten. Zugleich plädierte sie aber dafür, die Gedenkstättenarbeit und das 250-Millionen-Projekt für die geplante Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) voranzutreiben. Während andere Bundesländer ihre Kulturetats kürzen und Theater dichtmachen würden, so Lange, „stabilisiert Berlin seine Kulturlandschaft und baut sie aus“.
Bislang unterstützt das Land Berlin die freien Kompanien und Ensembles mit jährlich rund 9 Millionen Euro aus dem Fördertopf für Projekt- oder Konzeptmittel. Die Förderprogramme für zeitgenössische Kunst umfassen im Wesentlichen 6 Millionen Euro. Hinzu kommt, dass die Künstler und Kulturinstitutionen Gelder aus dem Hauptstadtkulturfonds (9,8 Millionen Euro) beantragen können. Eine institutionelle Förderung gibt es nicht mehr.
Prekäre Bedingungen
Der Berufsverband der Bildenden Künstler (BBK) fordert seit Jahren vom Senat eine weitaus höhere Aufstockung dieser Mittel und die Absicherung der Arbeitsbedingungen für Künstler. Sabine Bangert, Kulturexpertin der Grünen, ging am Montag noch weiter: „Die Lage der freien Szene ist katastrophal“, sagte sie. Viele KünstlerInnen arbeiteten unter prekären Bedingungen, zudem fördere das Vergabesystem „die Großen und nicht die Kleinen“. Außerdem warf Bangert dem Senat Augenwischerei vor. Die 8-Millionen-Euro-Aufstockung gehe allein schon durch Tarifanpassungen fast zur Hälfte wieder verloren.
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