: KP-Blatt verkauft
■ 'Zycie Warszawy‘ geht an italienischen TV-Konzern
Eine von Polens größten Tageszeitungen, das Warschauer Blatt 'Zycie Warszawy‘ ist von der Regierungskomission zur Privatisierung des ehemaligen Pressekonzerns der Kommunistischen Arbeiterpartei an ein polnisch-italienisches Joint-Venture vergeben worden. Die offiziell noch nicht registrierte „Zycie-Press GmbH“ wird aus einer Gesellschaft der beiden bisherigen Chefredakteure Kazimierz Woycicki und Tomasz Wolek, dem italienische Pressekonzern „Stei“, einem Teil der Belegschaft, dem Warschauer Czytelnik-Verlag sowie einem polnischen Bankenkonsortium gebildet. Alle zusammen erwerben 'Zycie Warszawy‘ für 40 Milliarden Zloty (circa sechs Millionen Mark).
Von der Regierungskomission wurden damit mehrere höherlautende Angebote abgelehnt. Darunter auch das aussichtsreichste Angebot einer Gruppe polnischer Außenhandelsbetriebe zusammen mit der englischen Maxwell-Corporation, die 42 Milliarden Zloty geboten hatten. In einer jüngst durchgeführten Abstimmung unter der Belegschaft hatte sich diese in etwa gleichen Teilen für Maxwell und Zycie-Press ausgesprochen. Damit geht der heftige Kampf um das Blatt, der in den letzten Monaten zwischen den Bietern ausgebrochen war, vorläufig zu Ende. Eine mitbietende Genossenschaft aus Teilen der Belegschaft, versucht, die Entscheidung gerichtlich anzufechten. Sprecher der Genossenschaft hatten bereits bei Öffnung der Angebote vor zwei Wochen angekündigt, gegen die künftigen Besitzer klagen zu wollen, sollte die Komission nicht das von der Genossenschaft postulierte Vorkaufsrecht respektieren.
Die Entscheidung über Polens neben der 'Gazeta Wyborcza‘ bekannteste Tageszeitung ist unzweifelhaft politisch motiviert gewesen. Die beiden Chefredakteure waren schon während der Regierung Mazowiecki eingesetzt worden und gaben der Zeitung einen liberal-konservativen Anstrich.
Klaus Bachmann, Warschau
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen