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KOMMENTAREWeltpark Antarktis

■ Gezielte Kampagnen führen manchmal doch zu Erfolgen wie im Falle Südpol

Wen hätte es vor zehn Jahren schon interessiert, was in der Antarktis geschieht oder nicht geschieht? Der südlichste, kälteste und menschenleere Kontinent der Welt blieb über lange Zeit Terra incognita, interessierte, wenn überhaupt, nur Spezialisten. Daß dem heute nicht mehr so ist, verdanken wir tragischerweise offenen und schleichenden Umweltkatastrophen wie der Veränderung des Klimas oder dem Tankerunglück in Alaska. Dort zeigte sich in erschreckend anschaulicher Weise, was mit einer hochempfindlichen Flora und Fauna geschieht, wenn das Öl sprudelt. Wir verdanken dies aber auch dem beeindruckenden Konzert aus Umweltschutzgruppen, Wissenschaftlern und Politikern.

Die Hartnäckigkeit und der Einfallsreichtum von Organisationen wie Greenpeace hat sich über die Jahre bezahlt gemacht. Hätten sie sich nicht wie ungehörige Kinder an den Tisch der mächtigen Antarktis-Vertragsstaaten gesetzt, wer weiß, wie die Diplomaten den Eiskuchen schließlich doch leichtfertig verteilt hätten. Die verantwortungsbewußte Rolle der WissenschaftlerInnen in den Auseinandersetzungen um die Rettung der Antarktis ist öffentlich weniger sichtbar geworden. Sie wird leicht unterschätzt. Soweit Menschen auf dem sechsten Kontinent — vor wenigen Jahren wurde er noch nicht einmal als solcher gezählt — arbeiten, ist das in aller Regel wissenschaftlich motiviert. Aus der Gelehrtenwelt kamen recht früh deutliche Impulse, das letzte noch intakte Ökosystem der Welt als Wert an sich zu begreifen und entsprechend zu behandeln: nämlich als Schatz. Fast geschlossen traten die deutschen Antarktis-Forscher für ein Abbauverbot von Rohstoffen und für die Errichtung eines „Weltparks Antarktis“ ein. Allerdings: Naturwissenschaftler verschanzen sich aber auch immer hinter der Reinheit der Methodik und Lehre und sind in der Gefahr, dem Oppenheimersyndrom zu erliegen. Sie bedürfen der politischen Provokation und der kompetenten Kontrolle.

Dieser Notwendigkeit genügte offizielle Politik höchst selten. Wie so oft brauchte sie am längsten, um über den national-egoistischen und am ökonomischen Reibach orientierten Schatten zu springen. Besonders die rohstoffarme und technologieversierte Bundesrepublik ist hierfür Paradebeispiel: Seit Ende der 70er Jahre — damals noch unter der Regie des sozialdemokratischen Forschungsministers Volker Hauff — machte sie sich für eine sogenannte „umweltverträgliche“ Ausbeutung des sechsten Kontinents stark. Daß Außenminister Genscher nun, wenn auch spät, von einer „neuen Verantwortung Deutschlands“ spricht, ist angesichts der zunehmenden Vernetzung der Welt ohne Wenn und Aber zu begrüßen. Lange haben deutsche und japanische Verantwortliche mit sich gerungen: daß sie jetzt einlenken, ermutigt. Ihren politischen Willen müssen sie mit einer entsprechenden Energie- und Rohstoffpolitik beweisen.

Die mit dem Antarktis-Vertragswerk von 1961 verankerte internationale Verantwortung für den fragilen Kontinent erlebte am Dienstag eine kaum mehr erwartete Sternstunde. Andrea Seibel

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