KOMMENTAR BAHRAIN: Vollgas für den Despoten
Von Bahrain angeheuerte britische und amerikanische PR-Firmen versuchen, das Image der Herrscher aufzupolieren. Der Albtraum wäre ein Aufstand in Saudi-Arabien.
E igentlich kann die Oppositionsbewegung in Bahrain froh sein, dass der Formel-1-Zirkus auch in ihrem Minigolfstaat vorbeirast. Denn ohne diese sportliche Veranstaltung wäre sie wahrscheinlich gänzlich in Vergessenheit geraten. Nun ist sie ganz oben in den Schlagzeilen. Die Herrschenden in Bahrain, die mit dem Rennen eigentlich Normalität demonstrieren wollten, haben ein Eigentor geschossen. Oder, um es Formel-1-gemäß auszudrücken: Der Boxenstopp der vor allem schiitischen Bürgerbewegung, die gleiche Rechte für alle Bahrainer einklagt, ist vorbei.
Dabei begibt sie sich allerdings mit angezogener Handbremse ins Rennen, und das auch noch bergauf. Denn sie hat starke Gegner, die dafür sorgen wollen, dass ihr Wagen nicht so recht auf Touren kommt. Allen voran das benachbarte Saudi-Arabien. In Riad herrscht die Angst, dass der Virus des Arabischen Frühlings auch auf die eigenen schiitische Minderheit übergreifen könnte. Denn die stellt ausgerechnet im Osten des Landes, dort wo alle Ölfelder liegen, die Bevölkerungsmehrheit.
Gleichzeitig versuchen vom Königreich angeheuerte britische und amerikanische PR-Firmen mit allen Mitteln der Kunst, das Image der Herrscher in Bahrain aufzupolieren. Aber damit nicht genug. Auch in der Politik sind die westlichen Doppelstandards gegenüber der arabischen Aufstandsbewegung offensichtlich. Nicht nur, weil in Bahrain einer der wichtigsten Stützpunkte der US-Navy weltweit liegt. Der eigentliche Albtraum wäre ein Aufstand in Saudi-Arabien und das damit verbundene Erdbeben auf dem Ölmarkt.
So rief die Sprecherin des US-Außenministerium Victoria Nuland, ohne jegliche Schamröte im Gesicht, die Demonstranten in Bahrain auf, sich zurückzuhalten und friedlich zu bleiben. Man stelle sich einen solchen Aufruf in Richtung Syrien vor.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Erpressungs-Diplomatie
Wenn der Golf von Mexiko von der Landkarte verschwindet
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Zwei Todesopfer nach Anschlag in München
Schwer verletzte Mutter und Kind gestorben