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KIRCH UND DFB DÜRFEN MIT DER BUNDESLIGA MACHEN, WAS SIE WOLLENFußball ist kein öffentliches Gut

Die Sendezeitdebatte in Sachen Fußballbundesliga erfordert Sitzfleisch: Gestern tagten wieder einmal die Granden des Deutschen Fußballbundes (DFB), und unabhängig davon, was man nun von der Debatte hält, bleibt eins festzustellen: Fußball, zumindest die millionenschwere Profivariante namens Bundesliga, ist kein öffentliches Gut.

Das versucht nicht einmal mehr der DFB selbst zu verschleiern: Der lange Jahre für die Profikicker zuständige Ligaausschuss firmiert schon seit geraumer Zeit als Liga GmbH, als Wirtschaftsunternehmen. Es geht um Fußball als Ware, als content, wie man in Medienneudeutsch sagt, und daher um Geld, viel Geld. Die Übertragungsrechte sind teuer, Kirch hat sie, wird aber seit langem nicht recht glücklich: Sein Bezahlfernsehen Premiere World kommt trotz der Liveübertragungen nicht von der Stelle. Mit der Highlight-Sendung „ran“ macht er sich im hauseigenen Free-TV-Sender Sat.1 Konkurrenz. Was also liegt näher, als „ran“ zu verschieben, um endlich halbwegs geordnete Verhältnisse zu schaffen: Wer die Bundeliga „zeitnah“ zum Hauptspielgeschehen am Samstagnachmittag erleben möchte, nehme Premiere World. Für den Rest gibt es „ran“ – und natürlich das öffentlich-rechtliche „Sportstudio“ – am späteren Abend.

Nach dieser Formel verfuhr Rupert Murdoch äußerst erfolgreich in der englischen Liga. Nur so wurde seine Pay-TV-Plattform BSkyB ein rentables Unternehmen. Und weil Murdoch schon seit 1999 Partner von Kirch beim Premiere-Abenteuer ist, bleibt höchstens zu fragen, warum dieser Vorstoß erst jetzt erfolgt.

Ein Teil der Antwort liegt im Sonderstatus, den Fußball in der deutschen Politik genießt: Fürs populäre Image ist die mediengerecht inszenierte Aufregung über das Menschenrecht auf Tore, Punkte, Meisterschaften unbezahlbar. Noch ist die WM-Debatte kaum verdaut, da schießen sich die üblichen Verdächtigen schon wieder neu ein: Ende vergangener Woche warf SPD-Vorstandsmitglied Reinhard Klimmt dem DFB vor, einseitiger Erfüllungsgehilfe der Vermarktungsinteressen der Kirch-Gruppe zu sein.

Womit Klimmt natürlich Recht hat. Aber wieso die Aufregung: DFB beziehungsweise Liga GmbH und die Kirch-Gruppe sind nun einmal Geschäftspartner bei diesem milliardenschweren Spiel. Umsonst – und fast so gut wie live dabei – ist nur das Radio. STEFFEN GRIMBERG

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