KIRCH HAT SICH ZU WENIG MIT BANKEN UND ANDEREN FIRMEN VERBANDELT: Allen anderen nützt die Pleite
Medienherrscher Leo Kirch hat ein Grundproblem: Er verkörpert sein eigenes Metier zu gut. Groß geworden mit dem Handel von Hollywood-Filmen, ist sein Lebenslauf selbst hart an der Grenze dessen, was einem Drehbuchschreiber noch als plausibel abgenommen würde: kometenhafter Aufstieg, immer mit vollem Risiko, mehrmals totgesagt, mächtige Intriganten im Hintergrund, schließlich Herrscher über eines der größten Medienreiche Europas. Da können die anderen deutschen Medienkonzerne nicht mithalten, ob sie nun Burda oder Holtzbrinck heißen oder gar die ach so effizienten Rechenstifte von Bertelsmann. Eine Ausnahme war Axel Cäsar Springer, aber der ist tot und kann als Objekt von Bewunderung und Verschwörungstheorien nicht mehr dienen. Also bleibt nur Leo Kirch mit seinen Mannen.
Weshalb aber dreschen nun all die früheren Verbündeten und Geldgeber auf den konservativen Selfmademan aus Franken ein? Die Banken haben jahrzehntelang an seinen Kreditzinsen verdient, und der 40-Prozent-Anteil am Springer Verlag war bei ihm in guten Händen, weil die Zeitungsriesen im Lande aus Kartellgründen sowieso nicht rankonnten. Jetzt aber ist die Jagd freigegeben, weil alle glauben, ohne ihn mehr verdienen zu können. So hat Deutsche-Bank-Chef Breuer betriebswirtschaftlich zwingend gehandelt, als er Kirch letzte Woche – unerhört für die Branchengepflogenheiten – öffentlich die Kreditwürdigkeit absprach.
Die Ein-Mann-Show Kirch war immer ein Fremdkörper in der deutschen Großunternehmenslandschaft. Statt sich wie hierzulande üblich mit anderen deutschen Firmen oder Banken zu verbandeln, beteiligte er lieber solche ausländischen Schreckensgestalten wie Rupert Murdoch oder Silvio Berlusconi an seinen Gesellschaften. Mit einigen Milliarden Krediten und seinem Spezialwissen im Filmehandel schien er eine Zeit lang zu groß, als dass die Banken ihn einfach fallen lassen konnten. Jetzt trauen sie sich, Kirch aus dem Drehbuch zu werfen, weil es inzwischen Käufer für fast alle Teile seines Konzerns gibt. Und der Rest wird abgewickelt, auch wenn das ein paar Arbeitsplätze am Stoiber-Standort München kosten sollte.
Da freut sich auch der Bundeskanzler und lässt im Hintergrund ein wenig mitmischen – Kirchs Pleite im Vorwahlkampf schadet seinem Konkurrenten von der CSU. Hinterher lässt sich das Ganze vielleicht sogar so wenden, als habe das Bundeskanzleramt mal wieder deutsche Arbeitnehmer aus den Klauen ausländischer Kapitalisten gerettet. Sicher an diesem unerfreulich heimlichen Kuddelmuddel ist nur: Auf die Qualität Kirch’scher Filme und Fernsehprogramme wird das Ganze keine Auswirkungen haben. Leider. REINER METZGER
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