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KAUM IST DIE FLUT IN SACHSEN VERSICKERT, KEHRT DAS ALTE DENKEN ZURÜCKElend in der Waldidylle

Es gibt doch einen sicheren Schutz vor künftigen Jahrtausendfluten: Alles Leben hinauf auf die Berge verlagern, auf die Gipfel möglichst, so, wie einst Noah nach der Sintflut auf dem Ararat wieder angefangen haben soll. Dieser Logik scheint das sächsische Wirtschaftsministerium tatsächlich zu folgen, wenn es die hochwasserbeschädigte B 170 im Osterzgebirge aus dem Weißeritztal hinauf auf die umgebenden Höhenrücken verlagern will.

Kaum zieht Normalität in die Hochwassergebiete ein, schon macht sich altes Denken breit, und Bürgermeister beschweren sich über zu viel Ökologie beim Wiederaufbau. Darum ist das Straßenbauvorhaben fahrlässig und mit Blick auf die betroffenen Landschafts- und Naturschutzgebiete sogar gesetzeswidrig. Man kann über zerschnittene Lebensräume für Kreuzottern, Sperlingskäuze oder Schwarzstörche lästern. Spätestens bei Fragen der Bodenerosion und der Flächenversiegelung müsste nach der Fluterfahrung aber aller Spott verstummen. Denn die geplante Trasse führt genau über ein Hochwasserentstehungsgebiet, in dem sogar das sächsische Umweltministerium das Rückhaltevermögen des Bodens stärken will.

Das Wirtschaftsministerium aber sieht im Straßenbau auf dem Gipfel Hochwasserschutz. In dem verkürzten Planungsverfahren, das extra für die von der Flut betroffenen Gebiete eingerichtet wurde, ist eine Flut von Anwohnerklagen und Forderungen nach Ausgleichsmaßnahmen absehbar. Dabei wäre ein hochwassersicherer Ausbau der B 170 auch im Tal möglich.

Zudem beweist das Vorhaben der Straßenverlegung, dass das Wirtschaftsministerium Mitte der Neunzigerjahre die Bevölkerung belogen hat. Die naturzerstörende Trasse der Prag-Autobahn wurde nämlich wesentlich mit dem Entlastungseffekt für die von Brummis verstopfte B 170 gerechtfertigt. Nun soll auf einmal trotz der Autobahn A 17 und paralleler „rollender Landstraße“ ein weiterer Transitweg nötig sein. Zwei Ortsnamen entlang dieses geplanten Weges pointieren übrigens Gegenwart und Zukunft anschaulich: „Waldidylle“ und „Elend“. MICHAEL BARTSCH

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