Justiz in Belgien: Dutroux beantragt Entlassung

Der verurteilte belgische Kindermörder Marc Dutroux beantragt unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen seine vorzeitige Haftentlassung. Die Öffentlichkeit ist empört.

Der Fall Dutroux beschäftigt Belgien seit den 1990er Jahren. Im Bild: die Sucharbeiten auf Dutroux' Grundstück 1996. Bild: dpa

BRÜSSEL dpa | Unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen wird ein Gericht in Brüssel über einen Antrag auf Haftentlassung des belgischen Kindermörders Marc Dutroux (56) beraten. Es wird erwartet, dass der zu lebenslanger Haft verurteilte Mörder selbst im Brüsseler Justizpalast erscheint. Am Montag Nachmittag soll die Anhörung unter Ausschluss der Öffentlichkeit beginnen.

Dutroux hatte im September einen Antrag auf vorzeitige Freilassung mit elektronischer Fußfessel gestellt. Nach Gerichtsangaben wird es am Montag höchstwahrscheinlich keine Entscheidung über den Antrag oder gar über eine Freilassung Dutrouxs geben. Das Gericht hat zwei Wochen Zeit, sich zu äußern.

Die „Affäre Dutroux“ hatte in den 1990er Jahren ganz Belgien erschüttert. Dutroux entführte sechs Mädchen, missbrauchte sie und folterte sie in einem geheimen Verlies seines Kellers. Dort starben vier von ihnen. 2004 war er verurteilt worden. Seine damalige Frau und Komplizin Michelle Martin kam im vergangenen Sommer unter Auflagen frei.

Chancen gleich Null

Nach Ansicht von Experten sind die Chancen des verurteilten Mörders, in absehbarer Zukunft wieder auf freien Fuß zu kommen, gleich Null. Selbst Dutrouxs Anwalt geht nicht davon aus, dass sein Mandant mit seinem Antrag durchkommt. „Es ist ein symbolischer Schritt“, sagte Anwalt Pierre Deutsch dem belgischen Radiosender RTBF. Belgiens Justizministerin Annemie Turtelboom wollte sich im Fernsehsender RTL nicht zu den Chancen äußern: „Das ist Sache der Unabhängigkeit der Justiz.“

Nach der Anhörung am Montag könnte das Gericht in einem zweiten Verfahrensschritt dann über die tatsächliche Entlassung befinden. Dies könnte weitere Wochen dauern.

Am Montag sind bei der Anhörung zwar Angehörige der Opfer zugelassen, viele haben aber einen Boykott angekündigt. Die Opferfamilien werden üblicherweise zu den Auflagen bei einer vorzeitigen Haftentlassung angehört.

Etwa 120 Polizisten sind im Einsatz, um für die Sicherheit zu sorgen. Sie sollen Dutroux von dem rund 25 Kilometer entfernten Gefängnis in Nivelles südlich von Brüssel in die belgische Hauptstadt bringen. Nach Angaben der Polizeigewerkschaft belaufen sich die Kosten für den Einsatz auf rund 50.000 Euro.

Nach belgischem Recht ist es möglich, dass verurteilte Mörder einen Antrag auf Freilassung stellen, wenn sie ein Drittel der Strafe abgesessen haben. Im Fall Dutroux entspricht das 16 Jahren, diese wären genau am 30. April 2013 abgelaufen.

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