Junge Faulenzer: Solidarität mit dem Arbeitskampf der Gen Z
Der Gen Z wird vorgeworfen, sie wolle nicht arbeiten, vor allem nicht montags. Ist vielleicht der Montag das Problem?
E in Eingeständnis vorab: Ich bin gar kein Teil der Gen Z. Eigentlich bin ich Millennial. Insofern sollte ich mich von der Kolumne, die an dieser Stelle vor einer Woche stand, gar nicht angesprochen fühlen. Doch da ist etwas, „ein ick“, aber nennen wir es mal „Junge-Leute-Solidarität“, damit es auch die älteren Leute verstehen.
Meine Kollegin – und Chefin, das sei der Transparenz halber erwähnt – zitierte an dieser Stelle eine österreichische Studie, laut der knapp die Hälfte der Gen Z Angst vor dem Montag hat. Sie verband damit eine vage Drohung: Der Arbeitsmarkt „ist nicht mehr so leer gefegt wie noch vor ein paar Jahren – und gesucht werden Kolleg:innen, die mitmachen“.
Nun habe ich mir freiwillig ausgesucht, auf diese Kolumne zu antworten. Einfach so. Als zusätzliche Arbeitsbelastung in dieser Woche, aus Lust an der Auseinandersetzung. Betrachten Sie diesen Text also gerne als Gegenbeispiel für das Klischee der „faulen jungen Leute“.
Natürlich, ein Beispiel ergibt noch keinen Beweis. Aber ein zweiter Blick auf Studien zum Generationenkonflikt zeigt auch: Die Gen Z hat gewisse Ansprüche an die Arbeitswelt. Mehr noch als andere Generationen legt sie Wert auf flexible Arbeitszeiten und Homeoffice, Wertschätzung, Gesundheitsförderung und Führungskompetenzen, wie eine Studie des Augsburger Instituts für Generationenforschung in dieser Woche erst zeigte.
Der Pyjama ist nicht alles
Die Gen Z arbeitet schlicht anders. Statt Stunden für den Arbeitsweg zu verschwenden, sitzt sie gemütlich im Pyjama am Laptop. Kritiker*innen sehen nur den Pyjama – nicht die Produktivität, die darunter blüht. Wenn also die Hälfte der Gen Z Angst vorm Montag hat, sollte man eventuell das Augenmerk darauf richten, wie dieser Montag denn so aussieht.
Nun kann ich mich bei der taz wirklich nicht über Montage beschweren. Der letzte wurde beispielsweise mit der Plünderung der Weihnachtsschokolade gestartet, die vom Fest übrig geblieben war. Da zudem Dreikönigstag war, schnitten die Kolleg*innen von Le Monde diplomatique nach der Mittagspause dann auch noch eine Galette des Rois an, einen himmlisch süßen französischen Mandelkuchen.
Nur, er erinnerte mich daran, dass der Dreikönigstag in meiner Heimat ein Feiertag ist. Denn wissen Sie, was noch süßer schmeckt als ein netter Montag auf der Arbeit? Den Montag freizuhaben.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator