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Junge FaulenzerSolidarität mit dem Arbeitskampf der Gen Z

Der Gen Z wird vorgeworfen, sie wolle nicht arbeiten, vor allem nicht montags. Ist vielleicht der Montag das Problem?

Junge Leute arbeiten gerne im Homeoffice Foto: Tanya Yatsenko/imago

E in Eingeständnis vorab: Ich bin gar kein Teil der Gen Z. Eigentlich bin ich Millennial. Insofern sollte ich mich von der Kolumne, die an dieser Stelle vor einer Woche stand, gar nicht angesprochen fühlen. Doch da ist etwas, „ein ick“, aber nennen wir es mal „Junge-Leute-Solidarität“, damit es auch die älteren Leute verstehen.

Meine Kollegin – und Chefin, das sei der Transparenz halber erwähnt – zitierte an dieser Stelle eine österreichische Studie, laut der knapp die Hälfte der Gen Z Angst vor dem Montag hat. Sie verband damit eine vage Drohung: Der Arbeitsmarkt „ist nicht mehr so leer gefegt wie noch vor ein paar Jahren – und gesucht werden Kol­le­g:innen, die mitmachen“.

Nun habe ich mir freiwillig ausgesucht, auf diese Kolumne zu antworten. Einfach so. Als zusätzliche Arbeitsbelastung in dieser Woche, aus Lust an der Auseinandersetzung. Betrachten Sie diesen Text also gerne als Gegenbeispiel für das Klischee der „faulen jungen Leute“.

Natürlich, ein Beispiel ergibt noch keinen Beweis. Aber ein zweiter Blick auf Studien zum Generationenkonflikt zeigt auch: Die Gen Z hat gewisse Ansprüche an die Arbeitswelt. Mehr noch als andere Generationen legt sie Wert auf flexible Arbeitszeiten und Homeoffice, Wertschätzung, Gesundheitsförderung und Führungskompetenzen, wie eine Studie des Augsburger Instituts für Generationenforschung in dieser Woche erst zeigte.

Der Pyjama ist nicht alles

Wenn die Hälfte der Gen Z Angst vorm Montag hat, sollte man schauen, wie der Montag aussieht

Die Gen Z arbeitet schlicht anders. Statt Stunden für den Arbeitsweg zu verschwenden, sitzt sie gemütlich im Pyjama am Laptop. Kri­ti­ke­r*in­nen sehen nur den Pyjama – nicht die Produktivität, die darunter blüht. Wenn also die Hälfte der Gen Z Angst vorm Montag hat, sollte man eventuell das Augenmerk darauf richten, wie dieser Montag denn so aussieht.

Nun kann ich mich bei der taz wirklich nicht über Montage beschweren. Der letzte wurde beispielsweise mit der Plünderung der Weihnachtsschokolade gestartet, die vom Fest übrig geblieben war. Da zudem Dreikönigstag war, schnitten die Kol­le­g*in­nen von Le Monde ­diplomatique nach der Mittagspause dann auch noch eine Galette des Rois an, einen himmlisch süßen französischen Mandelkuchen.

Nur, er erinnerte mich daran, dass der Dreikönigstag in meiner Heimat ein Feiertag ist. Denn wissen Sie, was noch süßer schmeckt als ein netter Montag auf der Arbeit? Den Montag freizuhaben.

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Redakteur Meinung
Gesellschaft, Klimapolitik & politisches Klima
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6 Kommentare

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  • you don't hate mondays you hate capitalism

  • "E in Eingeständnis vorab: Ich bin gar kein Teil der Gen Z. Eigentlich bin ich Millennial.



    (...)



    Nun habe ich mir freiwillig ausgesucht, auf diese Kolumne zu antworten. Einfach so. Als zusätzliche Arbeitsbelastung in dieser Woche, aus Lust an der Auseinandersetzung. Betrachten Sie diesen Text also gerne als Gegenbeispiel für das Klischee der „faulen jungen Leute“."



    Ein Nichtangehöriger der gescholtenen Generation soll nun als Beispiel für das Nichtzutreffen des Vorwurfs sein?



    Was soll das werden, Millenial-Splaining?

  • Wenn man alle Urlaubstage und Feiertage sausen ließe, wäre es vielleicht möglich, das Wochenende mit dem Montag zu verlängern - ohne Einkaufen, ohne Busse und Bahnen und ohne Kneipe. Achja, wie ist das mit Wasserwerk und Kraftwerk?

  • Schon in den 1970ern wurde eine arbeitsunwillige Mentalität beklagt und dass dies die Stabilität der Gesellschaft bedrohe:



    www.deutschlandfun...ellschaft-100.html

    So oder so kämpfen seit über 100 Jahren schon die Beschäftigen (mal mehr, mal weniger) für so Anliegen wie beispielweise weniger Arbeitszeit, bessere Bezahlung oder mehr Mitbestimmung im Betrieb.

  • "Die Gen Z arbeitet schlicht anders. Statt Stunden für den Arbeitsweg zu verschwenden, sitzt sie gemütlich im Pyjama am Laptop." Da fällt mir Boomer nur der klassische Dilbert-Comic ein, in dem er am Ende nackt vor seinem PC sitzt...

  • Wunderschönes Plädoyer - das Problem ist halt, dass nicht jeder Mensch einen solch coolen Job haben kann der Home Office und freie Zeiteinteilung bietet.



    Die Mehrzahl der Jobs ist eben immer noch orts- und zeitgebunden.



    Die GenZ ist nicht faul, da bin ich beim Artikel, aber sie haben es gern bequem - und da stoßen wir halt an eine Grenze🤷‍♂️



    Ja gewisse Branchen hätten noch Kapazitäten Arbeitsbereiche Home-Office-fähig zu machen, aber Handwerker, viele Dienstleistungen, auch Berufe im ÖPNV, Bäder, Einzelhandel etc lassen sich nicht Pyjama-ready machen, sorry. Also liebe Jugend - aufstehen, Pyjama aus, Klamotte an und rausgehen 😉