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Julian Assange bleibt in HaftEr muss freikommen

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

Der Wikileaks-Gründer ist ein Aufklärer – dennoch lehnt die britische Justiz seine Freilassung ab. Das untergräbt die Pressefreiheit und das Ansehen des Westens.

Der Wikileaks-Gründer bleibt in Haft Foto: Christoph Hardt/imago

E s waren erschütternde Szenen, gefilmt aus einem über Bagdad kreisenden US-Militärhubschrauber: Die Besatzung erschießt gezielt eine Gruppe von unbewaffneten Männern. Unter den Toten sind auch zwei Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters, die beruflich unterwegs waren. Es ist Wikileaks und dem Gründer Julian Assange zu verdanken, dass dieses und andere Kriegsverbrechen des US-Militärs 2010 ans Licht kamen.

Doch im Hochsicherheitsgefängnis sitzen heute nicht die Mörder, sondern der Aufklärer – ein Skandal, der andauert. Denn obwohl die britische Justiz dem Auslieferungsgesuch der USA nicht stattgegeben hat, behandelt sie Assange weiterhin wie einen Schwerverbrecher. Der Antrag auf Freilassung gegen Kaution wurde abgelehnt, Assange bleibt in Haft. Damit ist der Whistleblower seit 2012, seit seiner Flucht in die ecuadorianische Botschaft, in London faktisch in Arrest – davon eineinhalb Jahre im Hochsicherheitsgefängnis. Er ist psychisch am Ende. Das musste selbst die Richterin in London einsehen, die die Auslieferung ablehnte.

Mit der Ablehnung des Kautionsgesuchs macht sich Großbritannien weiter zum willigen Komplizen der USA. Für die USA ist Assange kein Journalist, sondern ein Spion, der geheime Dokumente veröffentlicht hat. Folgt man dieser Logik, ist eine Verfolgung allzu investigativer Journalist:innen überall auf der Welt legitim. Jede Diktatur kann sich bereits jetzt auf den Fall Assange berufen. Das Regime im Iran hat erst kurz vor Weihnachten den Blogger Ruhollah Sam gehängt, weil er über Proteste berichtet hatte. Die Parallelen sind offensichtlich. Auch die USA wollen Assange für immer mundtot machen, weil seine Berichterstattung ihren Interessen zuwiderlief.

Es gibt nur einen Weg, um die Pressefreiheit und das Ansehen des Westens, der für freiheitliche Werte stehen will, nicht weiter zu untergraben: Assange muss freikommen, die Anklagen gegen ihn fallen gelassen werden. Es geht um die Würde eines Menschen, aber auch um den Wert der Demokratie.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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2 Kommentare

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    "Es ist Wikileaks und dem Gründer Julian Assange zu verdanken, dass dieses und andere Kriegsverbrechen des US-Militärs 2010 ans Licht kamen."

    So ist es! Völlig verkehrte Welt. Wieso hält die britische Justiz Assange fest? Es sind doch nicht ihre Daten, die er preisgegeben hat.

    EIN SCHLAG INS GESICHT DER PRESSEFREIHEIT UND DER GERECHTIGKEIT!



    Wieso hält Merkel den Mund? Wenigstens Walter-Borjas hat mal schüchtern den Finger gehoben.

  • Danke Frau Lehmann!

    Klar und deutlich das Richtige gefordert – nur was hilft's?!

    Die Art und Weise wie Assange seit Jahrzehnten (!!!) behandelt, mit Mord bedroht, gefoltert und zerstört wird, ist schlicht eine Bankrotterklärung unseres angeblich ja ach so demokratischen, rechtsstaatlichen und Menschenrechte achtenden Staatenssystems.

    Einfach lächerlich, wie das Leben eines Menschen in aller Weltöffentlichkeit mit Füßen getreten wird und kurz vor der Auslöschung durch Hyperstress und Verachtung steht.

    Assange sollte mit Orden überhäuft sein, dass er den Mut hatte, die Wahrheit über die belegbaren Kriegsverbrechen der Amerikaner zu zeigen!

    Freiheit für Assange!