Jugend gegen rechts: Planspiel Zivilcourage
■ SchülerInnen üben Demokratie – ganz nach dem Motto „Zeig Dich!“
Eine imaginäre Regierung der Blauäugigen schlägt vor, dass alle Braunäugigen für geringen Lohn Müll sammeln müssen. Ein Aufschrei geht durch die Bevölkerung. Fieberhaft werden Handlungsstrategien entwickelt und alternative Forderungen zu Papier gebracht, um dieses undemokratische Regierungsvorhaben aufzuhalten. Die Augenfarben-Unterteilung wird als das entlarvt, was sie ist: faschistisch. Soziale Ideen entstehen außerdem: Ein Bauprogramm bringt Wohnraum und Arbeitsplätze zugleich.
Im Rahmen einer Auftaktveranstaltung zum Projekt „Für Demokratie Courage zeigen!“ hat eine SchülerInnengruppe am Bremer Schulzentrum Pestalozzistraße mit dem Planspiel eines simulierten Staatsgefüges am vergangenen Freitag „Demokratie geübt“.
Unter dem Motto „Zeig Dich!“ fanden am Freitag und Samstag in Bremen und Wilhelmshaven Veranstaltungen zu einem neuen Projekt gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit statt.
Die zwei Tage organisiert hatte die DGB-Jugend, zusammen mit den Falken, der Naturfreundejugend und anderen Gruppen. Die ReferentInnen kamen vor allem aus Berlin-Brandenburg und Sachsen, wo dieses neue Projekt „Für Demokratie Courage zeigen!“ gar nicht mehr so neu ist. Es existiert dort bereits seit 1998.
Ein Beispiel, das Schule macht: Nach dem Auftakt am Wochenende hat Henner Günther, der Jugendbildungsreferent des DGB Bremen, für das laufende Jahr weitere Projekttage mit insgesamt 14 Schulklassen geplant.
Am Samstag fanden in Wilhelmshaven noch weitere Workshops statt: Beispielsweise gab es Informationen über rechte Musik („White Noise – Begleitmusik zu Mord und Totschlag“) und Berichte über neo-faschistische Gruppen in Deutschland. Insgesamt nennt Henner Günther, der die Veranstaltung mitorganisiert hat, die zwei Tage ein „gutes Ding“.
Mit der relativ geringen Beteiligung zeigt er sich allerdings unzufrieden. Die erhofften mehreren Hundert Menschen wurden weit unterschritten. Auf dem Gelände und bei den Workshops tummelten sich insgesamt bis zu 100 Interessierte.
Woran lag es? Sicherlich hat das ungemütliche Wetter dazu beigetragen, dass sehr viel weniger Laufpulikum unterwegs war. Außerdem weiß auch der DGB-Mann, dass Veranstaltungen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit nicht mehr das Neueste sind.
Und warum holt die DGB-Jugend jetzt erst das Projekt „Für Demokratie Courage zeigen!“ nach Bremen? Günther hat eine pragmatische Antwort: „Weil es jetzt in Bremen die Landesmittel für solche Projekte für Demokratie und Toleranz gibt.“ Darüber hinaus beteiligt sich der DGB auch finanziell an dieser Bildungsarbeit für mehr Demokratie: Für das Jahr 2001 stellt er etwa 11.000 Mark zur Verfügung.
Ulrike Bendrat
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