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■ Das PortraitJürgen Dormann

Der Hoechst-Chef in speFoto: dpa

Im nächsten Frühjahr nimmt Jürgen Dormann auf dem Chefsessel eines Großkonzerns Platz, dessen Ansehen in der Öffentlichkeit arg ramponiert ist: Hoechst. Dormann ist promovierter Volkswirt und damit ein Novum in der Firmentradition – denn bisher hatten die Naturwissenschaftler in dem Frankfurter Betrieb die Macht.

Aber trotzdem ist von ihm allenfalls ein frischer Hauch zu erwarten. Schließlich dient er sich schon seit 30 Jahren die Hoechst-Karriereleiter hoch und ist – genau wie sein demnächst pensionierter Vorgänger Wolfgang Hilger – ein Zögling seines Vorvorgängers Rolf Sammet.

Der heute 53jährige stieg 1984 in den Vorstand auf, wo er zuletzt fürs Finanz- und Rechnungswesen zuständig war. Daß sich der Mann mit den blauen Augen schon seit einiger Zeit als heimlicher Vize sah, geht nicht zuletzt aus einem Interview mit dem Handelsblatt hervor, in dem er seine Position neben der des Vorstandsvorsitzenden als die wichtigste im Betrieb bezeichnete – zum Ärger einiger Vorstandskollegen. Die Meinungen über sein Wesen gehen weit auseinander: Einige halten ihn für arrogant, andere für hanseatisch-kühl. Arnold Weber vom Hoechst-Betriebsrat beschreibt ihn hingegen als warmherzig, gesprächsbereit und „ohne Schnörkel“.

Immerhin hat Jürgen Dormann für Hoechst schon einiges erreicht. Er fädelte 1986 den sechs Milliarden Mark teuren Kauf der US-Firma Celanese ein, wodurch Hoechst ein sicheres Standbein jenseits des Atlantiks bekommen hat.

Lobend wird auch stets sein Versuch gewertet, „freundschaftlich gesinnte“ Anlegergruppen zu gewinnen. Ziel dieser Strategie sei es, sich vor „feindlichen Übernahmen“ zu schützen, erklärte der künftige Hoechstboß im Handelsblatt. Die Dresdner Bank hat bereits angebissen und inzwischen rund 10 Prozent der Aktien des Chemiegiganten übernommen.

Wie in Dormanns Kreisen üblich ist er verheiratet, und vermutlich hat vorwiegend seine Frau die vier Kinder großgezogen. Ansonsten wird kolportiert, daß Dormann gerne liest (nach Auskunft der PR-Abteilung nicht näher definierte philosophische und soziologische Bücher) und schwimmt, was ihm bei weiteren Störfällen wohl auch in der Arbeitszeit nicht erspart bleiben dürfte. aje

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