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■ Jüdisches Leben„Ein Pflänzchen“

„Die Illegalen“, so nannten sich Juden, die nach Kriegsende in Berlin an die Öffentlichkeit traten: Sie hatten die Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung in der Hauptstadt überlebt, oft über Jahre versteckt. Mit den befreiten KZ-Häftlingen gründeten sie die Berliner Jüdische Gemeinde neu – inmitten von Trümmern eine Tat, an die Andreas Nachama in einem Vortrag der Berliner Katholischen Akademie in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum“ erinnerte.

Nachama, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, betonte, daß das organisierte jüdische Gemeindeleben selbst in der Zeit der größten Verfolgung ab 1938 nie endete: Jüdische Beerdigungen fanden in den letzten Kriegsjahren, etwa auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee, statt, so Nachama in seiner Rede über das „Jüdische Leben in Berlin von 1945 bis heute“. Der Faden riß nie ab.

Doch der Weg des jüdischen Gemeindelebens in der Nachkriegszeit war mühsam. Zwar gab es immer einen Zuzug neuer Mitglieder in die Stadt, doch noch Ende der 60er Jahre hatte die Gemeinde nicht mehr als etwa 6.000 Seelen. Kontakte zwischen beiden Teilgemeinden in Ost und West bestanden kaum, die im Osten dümpelte vor sich: In drei Jahren kam ein Gastrabbiner dreimal in die Synagoge in der Rykestraße, stets mit derselben Predigt, wie Hermann Simon, Leiter des „Centrum Judaicum“, ergänzte. Die Begründung des Rabbiners: „Für die Gemeinde und das Geld reicht's.“

Und heute: Durch den Zuzug aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion ist die Zahl der Gemeindemitglieder „explodiert“ – auf etwa 11.000. Doch die Gemeinde, unterstrich Nachama, bleibe ein „kleines Pflänzchen“: Es werde wachsen, dürfe aber nicht überfordert werden. Philipp Gessler

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