Journalistin in der Türkei angeklagt: Ein gefährlicher Handschlag

Sie schüttelte einem PKK-Führer die Hand. Nun steht die niederländische Journalistin Frederike Geerdink vor Gericht – wegen Terrorpropaganda.

Eine erleichterte Frerike Geerdink verlässt das Gerichtsgebäude: Der zuständige Staatsanwalt plädiert für Freispruch. Bild: dpa

Frederike Geerdink ist vor allem eins: eine engagierte Journalistin. Das hat ihr jetzt zu einem traurigen Ruhm verholfen. Die holländische Korrespondentin ist die erste ausländische Journalistin, die seit dem Amtsantritt der AKP-Regierung 2002 in der Türkei angeklagt wird.

Für türkische Journalisten ist es im Reiche des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ja schon lange gefährlich, eine kritische Meinung zu haben, doch ausländischen KorrespondentInnen gegenüber scheute die türkische Regierung bislang noch vor offensichtlichen Repressionen zurück.

Deshalb horchten alle Kollegen von Frederike Geerdink auf, als bekannt wurde, dass ein Staatsanwalt in Diyarbakir, der überwiegend von Kurden bewohnten Metropole im Südosten des Landes, Anklage wegen Propaganda für eine „Terrororganisation“, die kurdische Arbeiterpartei PKK, erhoben hatte. Tatsächlich ließ das zuständige Gericht die Anklage zu. Am Mittwoch musste Frederike Geerdink deswegen vor Gericht erscheinen.

Die holländische Kollegin arbeitet seit 2006 als freie Journalistin in der Türkei. Sie hat sich insbesondere auf den Kurdenkonflikt spezialisiert und lebt deshalb als einzige ausländische Korrespondentin auch in Diyarbakir, während alle anderen Korrespondenten in aller Regel von Istanbul oder der Hauptstadt Ankara aus berichten.

Konkret wird Geerdink vorgeworfen, sie hätte Propagandafotos der PKK auf Facebook verbreitet und bei einem Interview mit dem Kurdenführer Cemil Bayik im Nordirak diesem zu ausgiebig die Hand geschüttelt.

Auch wenn sie mit der Freiheitsbewegung der Kurden sicher sympathisiert, Frederike Geerdink bestreitet entschieden, einseitig zu berichten. „Ich betreibe Journalismus, keine Propaganda“, sagte sie dem Spiegel-Korrespondenten Hasnain Kazim. „Es ist absurd, einzelne Formulierungen aus Artikeln aus dem Zusammenhang zu reißen und sie mir dann in der Anklage vozuhalten.“

Das sah jetzt überraschend auch der vor Gericht zuständige Staatsanwalt so. Anders als sein Kollege, der die Anklage vorbereitet hatte, konnte er in den Akten keine Belege für die angebliche „Terrorpropaganda“ von Frederike Geerdink mehr finden. Entsprechend plädierte er für Freispruch.

Den wird das Gericht am kommenden Montag wohl verkünden.

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