: Journalist hingerichtet
■ Reporter des britischen 'Observer‘ im Irak ohne Berufungsmöglichkeit verurteilt
Berlin (taz) - Der für den britischen 'Observer‘ arbeitende Journalist Farzat Bazoft ist am Donnerstag im Irak hingerichtet worden. Der 31jährige wurde am vergangenen Samstag wegen Spionage für Israel und Großbritannien zum Tode verurteilt. Als angebliche Helfershelferin wurde in diesem Zusammenhang die britische Krankenschwester Daphne Parish zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt.
Frau Parish hatte Bazoft oft zu einer militärischen Einrichtung gefahren, in der nach einer schweren Explosion vermutlich mehrere hundert Menschen ums Leben gekommen waren. Schätzungen sprachen von bis zu 700 Opfern.
Für eine Begnadigung von Bazoft hatten sich weltweit mehrere Menschenrechtsbewegungen und hochrangige Politiker, darunter der britische Außenminister Douglas Hurd und sogar der jordanische König Hussein, der selbst ein gebrochenes Verhältnis zu Meinungs- und Pressefreiheit hat, eingesetzt. Die irakische Regierung hatte einen entsprechenden Besuch Douglas Hurds brüsk abgelehnt und sich überhaupt jegliche fremde Einmischung verbeten.
Zwar wurde Bazoft von der irakischen Regierung offiziell nicht wegen seiner journalistischen Tätigkeit exekutiert. Aber die brutale Botschaft, die der irakische Präsident Saddam Hussein mit dieser drakonischen Demonstration aussendet, ist letztlich vor allem eine unmißverständliche Warnung an alle Vertreter der Presse. Denn auch in der Vergangenheit hat der irakische Staatspräsident keinen Zweifel daran gelassen, daß eine ungenehme Berichterstattung, egal ob von irakischen Staatsbürgern oder nicht, mit allen Mittel geahndet wird.
Die Frage, ob Farsad Bazoft nun wirklich ein Spion war, ist zweitrangig. Denn die irakische Justiz war - wie das Gerichtsverfahren augenfällig zeigte - nicht daran interessiert, diese Frage wirklich zu klären. Und auch das handschriftliche Geständnis, das einige Bagdader Zeitungen gestern in ihren Spalten veröffentlichten, ist angesichts der für ihre Folterpraxis berüchtigten irakischen Behörden kaum das Papier wert, auf dem es gedruckt wurde.
wasa
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