■ Soundcheck: John Cale / Proclaimers / Indigo Girls
Gehört: John Cale: Kaum saß er in der Großen Freiheit am langen Luxus-Flügel - da war er auch schon wieder weg: Der 52jährige erhob sich nach dem ersten Stück und überließ für eine knappe Stunde die Bühne dem klassisch instrumentierten, mit Percussions ergänzten Soldier String Quartet. Das intonierte zunächst mit liebevoller Ironie und dem Hinweis, daß, wer sich danach fühle auch mitsingen dürfe, das alte „O Lord, won't you by me a Mercedes Benz“. Aus Geige, Cello und verstärkter Zitter entstiegen danach schwarzer Blues und Traditionals der nordamerikanischen Südstaaten, und beinahe heitere, gelassene Stimmung erfüllte die Düsternis des Saals. Nach der Pause kramte Cale, zumeist begleitet von Bob Neuwirth an der Gitarre, aus seinem Fundus eigene Düster-Hits wie „Fear“, aber auch seine Interpretation von Elvis Presleys „Heartbreak Hotel“ hervor. Die hymnische Melodie von Leonard Cohens „Halleluhja“ am Ende des Abends klang in so manchem Zuhörer noch bis zum Morgen nach. Cale konnte wieder mal überraschen. iiiiijkn/Foto: JMS
Gehört: Proclaimers. Sechs Jahre waren sie nicht in Hamburg - da haben die Fans die Brüder Craig (voc.) und Charlie Reid (voc. und akustische Gitarre) wohl schon vergessen: mäßiger Besuch in der Markthalle. Doch das Publikum wußte, scheint's, genau, was es zu erwarten hatte. Gleich beim ersten Song „I'm on my Way“ wippten auf dezente Hamburger Art die Füße. Obwohl die Proclaimers den Charme von Versicherungsvertretern versprühten, taute das Publikum spätestens beim Titelsong des neuen Albums Hit the High-way auf. Die Hits „Letter from America“ und „I'm gonna be (500 Miles)“ fehlten natürlich auch nicht im Harmoniegesang der Brüder, der an die legendären Everly Brothers erinnert. Traurig nur der schlechte Soundmix - die Orgel manschte die Vocals förmlich zu. CAK
Heute: Indigo Girls. Folk in seiner aktuellsten Form verspricht das Konzert mit Emily Saliers und Amry Ray, das vom Docks ins Logo (!) verlegt worden ist, Beginn 21 Uhr.
Und: Defunkt, Fabrik, 21 Uhr
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